Nur ein Flirt oder „Fix zamm“? Einblicke in eine Wissenschafts-Praxis-Kooperation im Bereich der Regionalentwicklung in der Steiermark
Abstract
Der Bedarf an kooperativer Zusammenarbeit im Hinblick auf eine nachhaltige räumliche Entwicklung in Städten, Gemeinden und Regionen ist unbestritten, gleichsam sind die damit verbundenen Herausforderungen in Abhängigkeit von sozialräumlichen Strukturen, Akteursnetzwerken und Governance-Systemen groß (Franz und Heintel 2022). Aushandlungs- und Lernprozesse zwischen unterschiedlichen Akteuren gestalten sich aufgrund räumlicher und sozialer Systemgrenzen vielfach herausfordernd.
Mit unserem Beitrag nehmen wir unter Berücksichtigung der genannten Rahmenbedingungen ein spezifisches Kooperationsfeld der Regionalentwicklung näher in den Blick: jenes zwischen Forschung und Praxis, oder etwas präziser, zwischen Universität und Verwaltung. Hier treffen differierende Handlungslogiken auf umfangreiche und auch unterschiedliche Erwartungshaltungen (Lamker, Peer und Sondermann 2020): Die Wissenschaft will Anstöße für gesellschaftliche Veränderungen geben und soll dazu valide „Daten“ und „Fakten“ liefern; die Verwaltung und Politik fragt evidenzbasierte Antworten auf konkrete Fragestellungen nach und wirkt über diese Nachfrage wiederum auf die Wissenschaftspraxis ein. Die beiderseitige Verantwortung, die wissenschaftliche Unabhängigkeit zu gewährleisten, aber auch politisch und gesellschaftlich drängende Fragen zu beantworten, spiegelt sich im Erfolg oder Misserfolg einer Kooperation wider.
Am Beispiel des laufenden Kooperationsprojektes „Forschungsvernetzung zur Regionalentwicklung in der Steiermark (FoReSt)“ möchten wir die Möglichkeiten, Herausforderungen und Chancen einer Zusammenarbeit von Verwaltung und Politik mit universitärer Lehre und Forschung diskutieren. Ausgehend von den Entstehungsgründen des Projektes im Kontext der Landes- und Regionalentwicklung in der Steiermark geben wir einen Einblick in die bisher durchgeführten und zukünftig geplanten Aktivitäten. Anhand von Erfahrungswerten werden wir die Erfolge, aber auch Hürden und Hemmnisse dieser Praxis-Forschungs-Kooperation reflektieren und dabei folgende Fragen kritisch beleuchten:
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Wie lassen sich gegenseitige Erwartungen in einer Kooperation zwischen Forschung und Praxis identifizieren und in Einklang bringen?
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Welche thematischen Inhalte können bzw. sollen in einer Praxis-Forschungs-Kooperation im Handlungsfeld der Regionalentwicklung im Fokus stehen? Wie können wissenschaftliche Forschungsergebnisse nachhaltig in die Praxis transferiert werden und lässt sich praxisbezogene Forschung im Kontext der Regionalentwicklung umsetzen?
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Wie kann praxisorientierte Lehre zu einer vertieften Kooperation beitragen und welche Effekte lassen sich daraus für eine nachhaltige, kooperative Regionalentwicklung generieren?
Literatur:
Franz, Yvonne und Martin Heintel, Hrsg. 2022. Kooperative Stadt- und Regionalentwicklung. Wien: Facultas.
Lamker, Christian, Christian Peer und Martin Sondermann. 2020. Planungswissenschaft und praktische Notwendigkeiten. Informationen zur Raumentwicklung. 2/2020: 4-13.