Partizipative Forschung mit Kindern im Spannungsfeld neoliberaler Wissenschaftspraktiken
Abstract
Partizipative Methoden haben insbesondere in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch in der Geographischen Kindheitsforschung beträchtlich an Bedeutung gewonnen. Mit dem Ziel nicht mehr über, sondern mit Kindern zu forschen, werden junge Menschen in Forschungsprozesse miteinbezogen und sollen diese mitbestimmen dürfen. Kinder werden demnach nicht mehr lediglich als „unfertige Erwachsene“ wahrgenommen, sondern als handlungsfähige Akteur*innen, die ihre Wünsche und Bedürfnisse kennen und äußern können. Neben den vielen Bereicherungen, die das partizipative Forschen mit Kindern mit sich bringt, birgt es gleichwohl auch einige Herausforderungen, die teilweise schwer in eine neoliberale Wissenschaftswelt zu integrieren sind. So braucht es für ein ethisches Forschen mit Kindern angemessen Zeit, um eine Beziehung mit den Kindern aufzubauen und eine Vertrauensbasis zu entwickeln. Weiterhin braucht es eine Offenheit, für den Verlauf des Forschungsprozesses, wie auch für die Forschungsergebnisse, die auch ungeachtet von Projekt- und Drittmittelanträgen beibehalten werden muss. Wie kann man also den Ansprüchen eines ethischen partizipativen Forschens auf Augenhöhe mit Kindern im Kontext einer nach neoliberalen Regeln funktionierenden Wissenschaft gerecht werden? Inwiefern lassen sich in diesen gemeinsamen Forschungsprozessen Hierarchien und Machtkonstellationen abbauen, wenn erwachsene Forschende durch die zeitlichen, finanziellen etc. neoliberalen Restriktionen oft nicht angemessen Zeit für die Beziehungsarbeit mit Kindern aufwenden (können) und Forschungsergebnisse schlussendlich in für Kinder quasi unzugänglichen Fachzeitschriften veröffentlichen wollen. Mithilfe von Erfahrungen aus der Forschung mit Kindern im Kontext nachhaltiger Stadtentwicklung will der Beitrag dieses Spannungsfeld kritisch beleuchten.