Potentiale räumlicher Methoden in transformativen Prozessen und Modellprojekten auf kommunaler Ebene

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 7
Autor*innen
Markus Weinig (TU München)
Kurz­be­schreib­ung
Sektorübergreifende Transformationsprozesse in Städten und Regionen werden auf die Rolle und den Einsatz räumlicher Methoden hin untersucht, um der Frage nachzugehen, welche Potentiale diese Methoden für die gemeinschaftliche Diskussion von Zukunftsfragen darstellen können.

Abstract

Nachhaltigkeitsziele werden auf der kommunalen und regionalen Ebene findet bisher nur in geringem Ausmaß umgesetzt (BBSR, 2020; Harteisen et al., 2021; Knieling et al., 2021). Die nationale Ebene betreibt eine große Zahl an Programmen, um hinsichtlich Klimaschutz, Klimaanpassung und Digitalisierung sektorübergreifende Transformationsprozesse in den Kommunen zu fördern und zu etablieren. Diese entwickeln über ihre jeweiligen Ressortperspektiven hinaus explizit den Anspruch, in Städten und Räumen Transformationen anzustoßen und einen Beitrag zur Gestaltung kommunaler und regionaler Zukunft zu leisten. Sie folgen Konzepten, die aus der Transformationsforschung stammen (Wittmayer u. Hölscher, 2017; Levin-Keitel et al., 2018; Siedentop u. Zimmer-Hegmann, 2020; Hahne, 2021) und sind vor dem Hintergrund der ‘Großen Transformation’ bzw. der Gutachten des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen zu sehen. Die kommunale Entwicklungsplanung differenziert sich zunehmend und ist geprägt von experimentellen Vorgehensweisen und Modellprojekten. Die formale Planung, die vorwiegend der technischen Umsetzung dient (Reimer et al., 2014; Nadin et al., 2020) und die informelle (integrierende) Stadtentwicklung werden ergänzt und in Teilen überspannt durch sektorübergreifende, transformativ-orientierte Prozesse. Die gesamtstädtische Entwicklung mit all ihren Handlungsfeldern wird zu einem Reallabor (Schneidewind, 2014; Heyen et al., 2018).

Bisher wenig untersucht ist das Potential, das räumliche Methoden für die Verständigung auf Zukunftsziele in diesen Modellprojekten und Reallaboren darstellen. Häufig fehlt es den transformativen Prozessen an einer räumlichen Dimension (Levin-Keitel et al., 2018) oder an Wissen aus der räumlichen Planung (De Flander et al., 2014; Kanning, 2018). Auch die Wechselwirkungen zwischen Stadtentwicklungsprozessen und den sektorübergreifenden Prozessen sind nur ansatzweise untersucht (Heyen et al., 2018).

Der Beitrag vertieft die skizzierte Thematik anhand einer Diskussion zentraler Begriffe und des Stands der Forschung. Er erörtert die Frage, wie sektorübergreifende, transformative Prozesse (abgegrenzt gegen Stadtentwicklungsprozesse und formale Instrumente) als Forschungsgegenstand erschlossen werden können und wie diese auf die Rolle und den Einsatz räumlicher Methoden (als Arbeitsweisen raumbezogener Disziplinen) hin untersucht werden können. Dabei wird die Hypothese zugrunde gelegt, dass räumlichen Methoden das Potential innewohnt, in sektorübergreifenden Prozessen zu vermitteln und im Sinne eines Boundary Object (Boland u. Collopy, 2004) eine Schnittstelle für die gemeinschaftliche Diskussion von Zukunftsfragen darzustellen. Der Beitrag stellt mögliche Methoden und Case-Studies vor, die exemplarisch vertieft als Entwurf eines Forschungsvorhabens zur Diskussion gestellt werden. Die Darstellungen stützen sich auf Zwischenergebnisse eines laufenden Promotionsvorhabens.