Praxeologische Perspektiven auf raumbezogene Ungleichheiten: Möglichkeiten und Grenzen einer Mehrebenenanalyse zur Untersuchung prekärer Wohn- und Lohnarbeitspraktiken
Abstract
Wohnen ist Vieles. So hat die Finanzialisierung des Wohnungsmarktes den Doppelcharakter von Wohnraum als Gebrauchswert und als Ware deutlich gemacht. Mit steigenden Miet- und Kaufpreisen von Immobilien wird Wohnraum zunehmend von den Bedürfnissen seiner Bewohner:innen entkoppelt. Menschen mit prekären Einkommensverhältnissen unterliegen (wieder) vermehrt sozial-räumlichen Verdrängungsmechanismen. Wohnen ist zugleich ein (Nicht‑)Ort von Arbeit, bei dem das Wohnen als Privates vom Öffentlichen abgegrenzt erscheint. Das Wohnen funktioniert auf diese Weise als neoliberaler und patriarchaler Einhegungsmechanismus unbezahlter Arbeit. Wohnen bietet zudem Raum für kollektiven Widerstand und Ermächtigung. Marginalisierte Gruppen können sich hier einen Rückzugsort schaffen und Utopien leben.
Wohnen spiegelt strukturelle Entwicklungen wider. An Wohnen machen sich Repräsentationen gesellschaftlicher Vorstellungen fest. Gleichzeitig rahmt Wohnen das alltägliche Leben und ist eine individuelle Erfahrung. Deutlich wird dabei, dass Wohnen auf verschiedenen Ebenen als Ergebnis und Vorbedingung von Ungleichverhältnissen wirkt. In diesem Kurzbeitrag werden die Grenzen und Möglichkeiten beleuchtet, die eine Mehrebenenanalyse (wohn )raumbezogener Ungleichheiten mit sich bringt. Grundlage des Beitrages sind die Erfahrungen aus einem Promotionsprojekt, welches sich mit prekären Wohn- und Arbeitspraktiken beschäftigt hat. Ziel ist es zu zeigen, dass sich praxeologische Mehrebenenanalysen besonders für eine multidimensionale und feministisch informierte Wohnforschung eignen.