(Vermachtete) Wohnpraktiken und ihre Räume erforschen: Ansätze und Perspektiven einer feministisch-geographischen Wohnforschung (2/3)
Abstract der Sitzung
Die (bezahlbare) Wohnung als Zuhause ist grundlegende Voraussetzung für die Zirkulation des Alltags und die Entfaltung individueller Lebensentwürfe sowie die soziale Reproduktion. Im Wohnen spiegeln sich aber auch die gesellschaftlichen Machtungleichverhältnisse: Räumlich und in ihrer gesellschaftlichen Imagination als das Private im Gegensatz zur Öffentlichkeit ist die Wohnung eine zutiefst vergeschlechtlichte und klassistische Konstruktion. Durch die räumliche und politische Organisation des Wohnens als Ware werden patriarchale und kapitalbasierte Machtstrukturen (re‑)produziert und bürgerliche Geschlechterverhältnisse materialisiert. Eine feministisch informierte Kritik und Erforschung des Wohnens erlaubt es, die komplexen Strukturen und Prozesse der Wohnraumversorgung sowie die alltäglichen Wohnpraktiken und räumlich-materiellen Verhältnisse integriert zu betrachten. Gerade in Zeiten der Verschneidung von Mehrfachkrisen macht dies eine feministisch-geographische Wohnforschung so spannend und wichtig.
Mit dieser Fachsitzung möchten – wir anknüpfend an die Feministische Geo-Rundmail Nr. 88 – zu einem offenen Austausch einladen und fragen: Wie kann eine kritisch-feministische Theoretisierung des Wohnens aussehen? Welche Methoden und Methodologien eignen sich für eine feministisch informierte Wohnforschung? Was sind ihre Gegenstände? Welche Herausforderungen und Fallstricke birgt die Feldforschung im Lebensbereich Wohnen - und für wen? Welche Verantwortung ergibt sich aus der Zusammenarbeit mit vulnerablen oder benachteiligten Gruppen im Kontext einer kritischen Wohnforschung? Wie verändern sich Risiken und Möglichkeiten, wenn wir machtvolle Akteur\*innen und Institutionen beforschen? Wer repräsentiert wen auf welche Weise, und wer produziert welches Wissen mit welchem Wahrheitsanspruch?