Prozessdiagnostische Fähigkeiten von Geographie-Lehrkräften anhand von Videovignetten im Bereich systemischen Denkens: Ergebnisse einer qualitativen Studie

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 1.106
Autor*innen
Annabelle Koch (JLU Gießen)
Kurz­be­schreib­ung
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Geographielehrkräfte das systemische Denken von Lernende mithilfe von Videovignetten diagnostizieren können. Dabei wird das systemische Denken durch kognitive Lernstrategien, sogenannte Habits of a System Thinker, operationalisiert.
Schlag­wörter
Diagnostizieren, systemisches Denken, Lehrkräfteprofessionalität, 3. Phase, explorative Studie

Abstract

Prozessdiagnostische Fähigkeiten, definiert durch die Urteilsbildung, fokussieren überwiegend Lernprozesse von Lernende, um diese differenziert zu diagnostizieren (Aufschnaiter, Theyßen & Krabbe, 2020). In dieser Studie diagnostizieren die Lehrkräfte systemisches Denken, welches Lernenden ermöglicht, komplexe Themenbereiche zu strukturieren und deren Entwicklungen zu prognostizieren (Mehren, Rempfler und Ulrich-Riedhammer 2017). Die normativ aufgestellten Habits of a System Thinker (Benson und Marlin 2017) fokussieren eine prozessbezogene Perspektive auf das systemische Denken, da sie kognitive Lernstrategien sind (z. B. „Stelle sinnvolle Verbindungen innerhalb von Systemen her“). Sie dienen als Referenzrahmen für Prozessdiagnosen im Kontext systemischen Denkens. Prozessdiagnostischer Fähigkeiten von Lehrkräften wurden im Kontext des für die Geographie grundlegenden systemischen Denkens (Brockmüller 2019; Mehren, Rempfler und Ulrich-Riedhammer 2017) bislang kaum untersucht.

Ausgehen von diesem Forschungsdesiderat stellt die Studie eine Ist-Analyse der prozessdiagnostischen Fähigkeiten im Bereich des systemischen Denkens von Geographielehrkräften dar. Dazu werden Aspekte wie Diagnoseinhalte, Vorgehensweisen, qualitative Unterschiede und Hinweise auf potenzielle Einflussfaktoren bei der Auswertung betrachtet.

Schwerpunkt des Forschungsdesigns bilden Videovignetten, die als Erhebungsanlass fungieren. Sie basieren auf Videodaten einer Vorläuferstudie zum systemischen Denken (Meister 2019). In zwei Erhebungen bearbeiten die Lehrkräfte Videovignetten in Dyaden, sodass die diagnostischen Fähigkeiten in einem kommunikativen Aushandlungsprozess offengelegt werden. Dazwischen findet ein Prompt zu den Konstrukten systemisches Denken und Diagnostik statt, der das Wissen über die Konstrukte aktiviert. Die Auswertung erfolgt qualitativ inhaltsanalytisch.

Fokus des Vortrags bilden ausgewählte Ergebnisse der explorativen Studie.

Literatur:

Aufschnaiter, Claudia von, Heike Theyßen und Heiko Krabbe. 2020. „Diagnostik und Leistungsbeur-teilung im Unterricht.“ In Physikdidaktik | Grundlagen, hrsg. von Ernst Kircher, Raimund Girwidz und Hans E. Fischer. 4. Aufl., 529 - 571. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.

Benson, Tracy und Sheri Marlin. 2017. The habit-forming Guide to becoming a Systems Thinker. 2. Aufl. Pittsburgh: Waters Center For Systems Thinking.

Mehren, Rainer, Armin Rempfler und Eva-Marie Ulrich-Riedhammer. 2017. „Die Anbahnung von Systemkompetenz im Geographieunterricht.“ In Systemisches Denken im Fachunterricht, hrsg. von Holger Arndt, Magdalena Michalak, Beatrice Müller, Katja Feigenspan, Sarah Rayder, Horst Schecker, Rainer Mehren, Armin Rempfler und Eva M. Ulrich-Riedhammer, 223-251. FAU Lehren und Lernen 2. Erlangen: FAU University Press.

Meister, Jennifer. 2019. „Eine videogestützte Prozess- und Produktanalyse der Systemkompetenz - am Beispiel der Bearbeitung eines Mysterys.“ Dissertation, Justus-Liebig-Universität Gießen.