Räumliche Organisaton von Wissensarbeit post Corona: Erster Versuch einer empirischen Analyse
Abstract
Aktuell basieren viele geographische Theorien und Perspektiven auf einem Arbeitsverständnis der Industrialisierung, welches davon ausgeht, dass Arbeitsplätze an einen konkreten, physischen Standort des Arbeitgebers gekoppelt sind. Die Entwicklung von Siedlungsstrukturen und Verkehrswegen in den vergangenen Jahrzehnten wird folglich u.a. auch mit der räumlichen Verteilung von Arbeitsplätzen erklärt, die regelmäßig von den Wohnorten der Arbeitnehmenden erreicht werden müssen. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Verbreitung ortsflexiblerer Arbeitsformen (wie z.B. das Homeoffice) in Deutschland gemäß verschiedener Erhebungen stark angestiegen und es ist davon auszugehen, dass diese Art der Arbeitsform in vielen Organisationen auch langfristig erhalten bleiben wird.
Diese Transformation von Organisationsprozessen birgt auch ein hohes, disruptives Potenzial für die Entwicklung ganzer Regionen. Denkbar wären dadurch z.B. langfristig sichtbare Veränderungen in der Mobilität durch eine Reduktion des klassischen Berufsverkehrs oder eine zunehmende Entkopplung von Wohn- und Arbeitsorten. Zum jetzigen Stand ist es aufgrund einer diffusen Datenlage allerdings sehr schwierig diese Zusammenhänge aus einer spezifisch-geographischen Perspektive näher zu analysieren.
Im Vortrag wird daher der erste Versuch einer empirischen Analyse durch den Autoren dieses Beitrags vorgestellt. Dieser hatte 2022 die Gelegenheit im Rahmen einer Masterarbeit eine Befragung unter den Mitarbeitenden eines IT-Dienstleisters durchzuführen, bei dem das mobile Arbeiten relativ weit verbreitet ist. Nach einer kurzen Präsentation der Ergebnisse dieser Datenerhebung steht nachfolgend eine kritische Diskussion der gewonnenen, methodischen Erkenntnisse für die weitere Erforschung dieses Themenfelds im Fokus des Vortrags:
Einerseits handelt es sich bei der durchgeführten Befragung nur um eine exemplarische Betrachtung eines einzelnen Arbeitgebers, sodass sich die erhobenen Daten nicht oder nur sehr eingeschränkt auf andere Organisationen übertragen lassen. Andererseits lassen sich auf diese Weise räumlich relevante Phänomene identifizieren und konkretisieren, die fehlen würden, wenn auch in einer geographischen Betrachtung Abläufe und Regelungen innerhalb einzelner Unternehmen berücksichtigt werden.
Klare Zielstellung des geplanten Vortrages ist es also, basierend auf den Erfahrungen aus dem ersten Versuch einer empirischen Analyse zur räumlichen Organisation von Wissensarbeit in einer Post-Corona-Zeit neue, methodische Herangehensweisen zur Erforschung dieser Transformation zu entwickeln.