Radikale Sorge in der ada_kantine: Zur alltäglichen Bearbeitung ungleicher Überlebenschancen
Abstract
Die aktuelle multiple Krisensituation macht radikale Formen des Sorgens überlebenswichtig. Denn städtische Institutionen versagen systematisch darin, die materiellen Lebensbedingungen für alle Stadtbewohner*innen zu sichern. Solche Formen des Sorgens und damit der Sicherstellung von Grunddaseinsfunktionen, auch „shadow care infrastructures“ (Power, Williams 2022) genannt, finden oftmals jenseits dezidiert staatlicher und kleinfamiliärer Sorgearbeit statt.
Der Vortrag zeigt entlang eigener ethnographischer Forschungsergebnisse aus einer solidarischen Stadtteilkantine in Frankfurt am Main auf, dass im alltäglichen Kochen und Essenservieren Formen des Sorgetragens entstehen, die als radikal beschrieben werden können. Daran anknüpfend fragt der Vortrag, inwiefern diese Sorge als Modus verstanden werden kann, die ungleich verteilten Chancen auf Überleben in der Stadt sowohl zu irritieren und als auch feministisch zu bearbeiten. Konzeptionell greift der Beitrag damit die feministische Debatte um Sorgende Städte auf und verbindet diese mit neuen bevölkerungsgeographischen Ansätzen zur qualitativen Erforschung ungleicher Überlebenschancen in krisenhaften Zeiten.