Raumabgrenzung via Clusteranalyse: Möglichkeiten einer ähnlichkeitsbasierten Raumgliederung

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Thomas Terfrüchte (TU Dortmund)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag zeigt, wie mit multivariater Statistik und GIS-Tools eine auf der Modellierung von Ähnlichkeit fußende Abgrenzung von Räumen am Beispiel von Quartieren unabhängig von politisch-administrativen Raumgliederungen möglich ist.

Abstract

Die innerstädtische Raumbeobachtung steht stets vor dem Problem geeigneter Raumabgrenzungen. Für überörtliche Raumabgrenzungen ist es naheliegend, auf politische Gemeinden als sog. kleinste Einheiten zurückgreifen – bei aller Unterschiedlichkeit der Gemeindestrukturen zwischen Bundesländern aber auch innerhalb einzelner Bundesländer. Auf der subkommunalen oder intragemeindlichen Ebene gibt es in Abhängigkeit von der Gemeindegröße und der Gemeindestruktur aber recht unterschiedliche und teilweise auch hierarchische Untergliederungen (z. B. Stadtbezirke und Stadtteile als Teile davon), wodurch unmittelbare Vergleichbarkeit nicht gegeben ist. Der Rückgriff auf Rasterzellen bringt gerade auf der kleinräumigen Ebene nur bedingt Vorteile, da etwa Quartiere oder Nachbarschaften oft fließend ineinander übergehen bzw. nicht durch größere Freiräume, sondern meist durch Straßen oder andere Barrieren voneinander getrennt sind.

Für die kleinräumige Raumbeobachtung im Allgemeinen und die vergleichende Quartiersforschung im Speziellen ist daher ein Raumabgrenzung erforderlich, die die Besonderheiten solcher Räume angemessen berücksichtigt. Die Frage danach, was ein Quartier überhaupt ausmacht soll hier bewusst nicht adressiert werden. Quartiere werden hier verstanden als ein räumlich zusammenhängender Siedlungskörper, meist ähnlicher Bebauungsstruktur, der durch ein überdurchschnittlich hohes Maß an alltagsweltlichen Verflechtungen innerhalb des Quartiers geprägt ist. Eine Methodik zur Abgrenzung muss diese drei wesentlichen Prämissen berücksichtigen.

Im Beitrag wird ein innovativer Ansatz zur Abgrenzung von Quartieren vorgestellt, der zunächst mithilfe multivariater Statistik (Multidimensionale Skalierung) zugleich die Ähnlichkeit der Bebauungsstruktur wie auch die Intensität der alltagsweltlichen Verflechtungen in ein Distanzmodell zur Beschreibung der Ähnlichkeit kleinster Raumeinheiten überführt. Als kleinste Einheiten werden hier Baublöcke genutzt, die bei Bebauungsbrüchen innerhalb der Blöcke zusätzlich getrennt werden. Auf Basis der Ähnlichkeit werden dann im Geoinformationssystem räumlich zusammenhängende Baublöcke als Quartiere abgegrenzt (Räumlich eingeschränkte multivariate Clusteranalyse).

Der auf andere Analyse- und Abgrenzungszwecke übertragbare Ansatz wurde im Rahmen des BMBF-Projekts „MOSAIK“ in Kooperation mit der Stadt Remscheid entwickelt, wo er seit einigen Jahren erfolgreich genutzt wird.