Raumkonzeptionelles Lernen: Entwicklung abstrakt-raumkonzeptioneller Fähigkeiten in kognitiv-dissonanten Aushandlungsprozessen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 0.105
Autor*innen
Lena Breit (Universität Hildesheim)
Kurz­be­schreib­ung
Die qualitative Studie zielt darauf ab, die raumkonzeptionellen Fähigkeiten Lernender im Geographieunterricht der SEK II anhand einer unterrichtlichen Intervention hinsichtlich neuralgischer Lernmomente zu evozieren, um daraus entsprechende Förderperspektiven entwickeln zu können.

Abstract

Zentrale Problemfelder der heutigen Zeit wie der Klimawandel, Migration oder territoriale Konflikte betreffen unmittelbar die Lebenswirklichkeiten der Lernenden. Um den multidirektionalen Wechselwirkungen jener globalen Problemstellungen aus der Perspektive der Schüler*innen begegnen zu können, bedarf es einer gezielten geographischen Perspektive (Jackson 2006). Die geographischen Basiskonzepte bieten solche, für die Lernenden nachvollziehbare Erklärungsansätze, die sich in unterschiedlichen Sachverhalten wiederfinden lassen und ihnen eine Zugänglichkeit zur Verarbeitung solch komplexer Fragestellungen bieten (Uphues 2013). Zudem sollen sie ermöglichen geographische Phänomene aus verschiedenen fachlichen Perspektiven entdecken, strukturieren, erschließen, beurteilen und bewerten zu können (Bette&Fögele 2015). Zentral für geographisches Denken und Lernen ist somit die Zugänglichkeit zu jenen gemeinsamen grundlegenden fachlichen Konzepten.

Raumtheorien und -verständnisse repräsentieren konstitutive Bestandteile der geographischen Disziplingeschichte (Gryl 2020) und sind immanente Bestandteile der skizzierten globalen Problemfelder. Das Basiskonzept des erweiterten Raumverständnisses kennzeichnet dabei eine fachdidaktische Inwertsetzung der Entwicklungen der geographischen Paradigmengeschichte und liefert durch seine Ausdifferenzierung dezidierte theoretische Blickwinkel auf das umfassend diskutierte Konstrukt des Raumes (Wardenga 2002). Es besteht jedoch Klärungsbedarf, wie sich die konzeptbezogenen Kompetenzen der Lernenden entwickeln. Wenn das konzeptionelle Raumverständnis jedoch im Sinne von Leitideen fachlichen Denkens für Schüler*innen (Uphues 2013) verstanden werden sollen, so muss deren Ausdifferenzierung differenzierter untersucht und entsprechend ihrer Entwicklungslogiken verstanden werden.

Im Zentrum der qualitativen Studie steht die Frage, inwiefern die raumkonzeptionellen Fähigkeiten der Schüler*innen durch dissonante Aushandlungsprozesse, eingebettet in eine unterrichtliche Intervention, evoziert und deskriptiv-analytisch beschrieben werden können. Dazu werden vorab in Theorie und Empirie (Bienert in Press) identifizierte neuralgische Momente, der Fähigkeiten der Lernenden zur Re- und Dekontextualisierung und der Abstraktion immanenter konkret-räumlicher Bezüge gezielt evoziert. Die Studie fokussiert nach einer an Bienert (in Press) angelehnten initialen Anbahnung des Basiskonzeptes (Lernen über Raumkonzepte) wechselwirksam die Ebenen des konzeptionellen Charakters der Raumkonzepte (Lernen mit Raumkonzepten) und dessen Reflexion (Reflexion von Raumkonzepten).

Im Rahmen des Vortrages werden erste Ergebnisse skizziert und auch bezüglich der Anschlussfähigkeit an den Ansatz der Learning Progressions (vgl. Alonzo 2012). zur Diskussion gestellt.