Reflexive Strategien der Bildauswahl am Beispiel der visuellen Methode der Foto-Elizitation zur Untersuchung subjektiver Wahrnehmungen von Wohn(un)sicherheit

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 18:15–19:45
Sitzungsraum
SH 1.105
Autor*innen
Carolin Genz (vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag fokussiert die visuelle Methode der Foto-Elizitation, um die emotionale Dimension sicherheitsbezogenen Raumwissens zu erheben und die Erfahrungen von Wohn(un)sicherheit zu verstehen. Der feministisch informierte Ansatz berücksichtigt dabei die Subjektperspektiven von Bewohner:innen. Der Beitrag diskutiert den reflexiven Prozess der Bildauswahl und eruiert multimodale Ansätze kritischer Wissensproduktion.

Abstract

Die visuellen Methoden der Raumforschung spielen eine zentrale Rolle bei der Erforschung von Raumwissen. Bilder haben einen prägenden Einfluss auf unsere Imaginationen und unser Handeln in Räumen. Durch bildgestützte Interviews können diese Imaginationen und räumlichen Erfahrungen untersucht und differenziert werden. Dabei können multidimensionale Perspektiven aufgedeckt und in offenen Gesprächen diskutiert werden (Dobrusskin et al. 2021). Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen von bildgestützten Interviews in der raumbezogenen Forschung und möchte interdisziplinäre Anknüpfungspunkte für eine kollaborative und kritische Wissensproduktion schaffen.

Die Bedeutung der vorgestellten Studie liegt darin, einen alternativen Ansatz zu verfolgen, um die Erfahrungen von Wohn(un)sicherheit von Bewohner:innen in angespannten Wohnungsmärkten zu untersuchen. Dabei wird auf den psychologischen Begriff der “ontologischen Si-cherheit” zurückgegriffen, um die subjektiven Wahrnehmungen der Bewohner:innen in Bezug auf ihre Wohn(un)sicherheit zu analysieren (Genz/Helbrecht 2022). Die Studie untersucht die Zusammenhänge zwischen Wohnen und ontologischer Unsicherheit und nutzt die visuelle Methode der Foto-Elizitation, um die emotionale und affektive Dimension sicherheitsbezogenen Raumwissens zu erheben.

Der methodologische Ansatz der Foto-Elizitation bietet hierbei feministisch informierte Zugänge, um Wohnerfahrungen und die subjektive Wahrnehmung von Wohnräumen zu erforschen. In der Studie werden auch sicherheitsstiftende Bewältigungsstrategien von Bewohner:innen berücksichtigt. Die Methode erkennt somit die Subjektperspektiven und die verkörperte Erfahrbarkeit von Wohnwissen an (weiterführend Dobrusskin et al. 2021, Longhurst 2009) und erfordert tiefgreifende Reflexionsstrategien der Forschenden, insbesondere im Prozess der Bildauswahl und im Hinblick auf die Positionalitäten der Forschenden. Beide Aspekte ermöglichen die Entwicklung eines kritisch-reflektierten Forschungsansatzes. Im vorliegenden Beitrag wird daher der Prozess der Bildauswahl kollaborativ und kritisch beleuchtet und Reflexionsstrategien zur Diskussion gestellt, was einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung visueller Methoden der Raumforschung leisten kann.

Im vorliegenden Beitrag werden demnach die Chancen und Grenzen der bildgestützten Raumforschung am Beispiel der Foto-Elizitation zur Untersuchung subjektiver Wahrnehmungen und verkörperter Erfahrbarkeit von Wohnwissen (Bondi 2005) diskutiert. Darüber hinaus wird eruiert, welche möglichen multimodalen Ansätze weiterentwickelt werden können, um beispielsweise Alltagspraktiken sowie die Logiken impliziten räumlichen Wissens einzufangen und erfahrbar zu machen.