Fotos in der Geographie: Herausforderungen der Verwendung von Fotografien in der geographischen Forschung (2/2)
Abstract der Sitzung
Der Gebrauch von Bildern und Fotografien hat eine lange Tradition in der Geographie. Dienten sie ursprünglich insbesondere zum Beweis von Augenzeug*innenschaft oder als Beleg für die Wahrhaftigkeit der Beschreibung von Landschaften, so hat sich die Rolle in den letzten Jahren stark verändert und ihr Gebrauch diversifiziert. In der geographischen Forschungspraxis und -kommunikation haben sich zahlreiche Modi des Gebrauchs von Fotografien sowie theoretisch-konzeptionelle Zugänge zu Visualität ausdifferenziert. In dieser Sitzung wollen wir uns mit den damit verbundenen Herausforderungen beschäftigen.
Fotografien werden mit zunehmender Digitalisierung und insbesondere bei der Nutzung sozialer Medien immer mehr und mächtiger. In der Forschung stellt der Bildgebrauch (also die Erstellung, Auswahl, Verwendung und Interpretation von Fotografien) jedoch oft eine große Herausforderung dar. Neben technischen Aspekten sind es vor allem ethische Fragen (Datenschutz, moralische Aspekte usw.) und juristische Problemlagen (wie Aufnahmen‑, Abdruck- und Präsentationsgenehmigungen), die die Entscheidungen für die Verwendung von Fotografien maßgeblich beeinflussen. Zunehmende Debatten um solche Fragen haben auch in der Geographie schrittweise eine Sensibilisierung und Neuorientierung in der Verwendung von Fotografien hervorgebracht. Eine kritische Reflexion des Gehalts und der Wirkmächtigkeit von verwendeten Fotografien scheint wichtig und nötig.
Mit dieser Sitzung wollen wir die Debatte um die Notwendigkeiten und Herausforderungen eines reflexiven und produktiven Einsatzes von Fotografien zur Generierung neuen geographischen Wissens weiterführen. Anhand von konkreten Beispielen aus Forschungsarbeiten wollen wir fragen:
- Wie kommt die Fotografie in die Geographie?
- Wie wird Fotografie in der geographischen Forschung eingesetzt?
- Welche Herausforderungen kommen dabei zum Tragen? Und wie wird mit diesen Herausforderungen umgegangen?
- Was macht die Fotografie mit der Geographie?
- Wie kann Fotographie zur Generierung neuen geographischen Wissens beitragen?
- Welchen Fragestellungen und Forschungsperspektiven werden mit fotografischen Methoden nachgegangen?
- Was machen Fotografien mit uns und wir mit ihnen?
- Wie kann produktiv mit dem Bewusstsein um Selektivität und Gerichtetheit des Blicks von Forscher*innen umgegangen werden?
- Zu welchen theoretischen Reflexionen von Bildlichkeit regt die Nutzung von Fotografie in der geographischen Forschung an?
Für die Sitzung suchen wir dementsprechend nach Beiträgen, die anhand eigener Erfahrungen diskutieren, wie Fotografien in der raumbezogenen Forschung erstellt, ausgewählt und verwendet wurden, und wie mit den damit verbundenen Herausforderungen und Fragestellungen umgegangen wurde, bzw. welche Fragen weiterhin offen und ungelöst bleiben. Zudem interessieren wir uns für Beiträge, die sich dem Spannungsfeld von theoretischen Überlegungen zur Bildlichkeit und dem konkreten empirischen Gebrauch auseinandersetzen.
Die Sitzung wird organisiert von der Foto-Gruppe vom DFG-geförderten Netzwerk „Visualising qualitative geographies: Advancing qualitative geographical research through visual representation“ (https://visqual.leibniz-ifl-projekte.de/).