Regional Designs als Methode zum Umgang mit Unsicherheit im Strukturwandel

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 0.107
Autor*innen
Antje Matern (FH Erfurt)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag nähert sich den Potenzialen und Grenzen von räumlichen Designs als Gestaltungsinstrument im Strukturwandel und hinterfragt die transformative Kraft solcher Visionen in der Raumentwicklung am Beispiel des Planungslabors Raumbilder Lausitz 2050.
Schlag­wörter
Visionen, Strukturwandel, Räumliche Planung

Abstract

Leitbilder, Zukunftsszenarien und andere räumliche Visionen bieten Strategien, um zukünftige Trends und Handlungspraktiken zu vergegenwärtigen, alternative Handlungspraktiken zu erproben und Wechselwirkungen experimentell zu antizipieren (Albrechts 2015; Theuner & Matern 2022). Das scheint ihnen gegenwärtig einen neuen Stellenwert zu bescheren, wenn es an Orientierung für den Umbau von Handlungsweisen und Raumstrukturen für postfossile Zukünfte fehlt (McPherson et al. 2016; Hajer & Versteeg 2019).

In der Anwendung zeigen sich jedoch Spannungsfelder und Hindernisse beim Erzeugen angemessener Zukunftserwartungen. Welchen Beitrag können also Visionen in Krisenzeiten und Situationen wirtschaftlicher Umbrüche leisten, wenn diese auf sektorale und territoriale Logiken der Regionalentwicklung treffen? Inwiefern können diese Planungsinstrumente Dialogräume schaffen und langfristig Orientierung bieten, um Akteur*innen Optionen zur Veränderung aufzuzeigen und zum Experimentieren zu motivieren?

Diese Fragen werden im Beitrag anhand des Planungslabors Raumbilder Lausitz 2050 diskutiert. Das Planungslabor hatte zum Anliegen, eine länder- und sektorübergreifende Debatte um die räumliche Orientierung für Handlungsansätze im Strukturwandel infolge des Kohleausstiegs in der Lausitz zu initiieren und konkrete Raumbilder als Zukunftsvisionen zu entwickeln. Der vorliegende Beitrag beschreibt das Anliegen und Umsetzung des Visionsansatzes und hinterfragt die Reichweite des methodischen Ansatzes von Regional Designs sowie die Rolle von institutionellen Strukturen für zukunftsgestaltende Prozesse.

In der Auseinandersetzung zeigt sich eine deutliche Abhängigkeit der transformativen Kraft von Experimentierformaten von den Transferbemühungen. Der Blick von außen und das Zusammenbringen unterschiedlicher Expertise kann zwar den Dialog um Zukünfte unterstützen, aber in der Wirksamkeit sind die Visionen vor allem von Kompatibilitäten in bestehende institutionelle Strukturen und deren Rationalitäten abhängig. So brauchen regionale Entwürfe - trotz ihrer visuellen Kraft - zielgruppenspezifische Übersetzungsformate, um in regionalen politischen und sektoralen Handlungskontexten Strahlkraft zu entwickeln und Brücken zwischen gewünschten Zukünften und bestehenden Handlungsrationalitäten zu schlagen.

Quellen:

Albrechts L (2015) Ingredients for a More Radical Strategic Spatial Planning. Environment and Planning B: Planning and Design 42(3): 510–525.

Hajer M & Versteeg W (2019) Imagining the post-fossil city: Why is it so difficult to think of new possible worlds?, Territory, Politics and Governance 7(2): 122–134.

Matern A, Theuner J, Knippschild R, Barrett T (2022) Regional Design for Post-mining Transformation: Insights from implementation in Lusatia, Planning Practice and Research.

McPhearson T, Iwaniec DM & Bai X (2016) Positive visions for guiding urban transformations toward sustainable futures. Current Opinion in Environmental Sustainability 22: 33–40.