Trotz Ungewissheit Agieren: Zukunftserwartungen und Handlungsstrategien in einer Welt von Krisen und Umbrüchen (1/2)
Abstract der Sitzung
Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit haben wiederholt vor Augen geführt, dass die Zukunft offen und in hohem Maße unsicher ist. Kaum hat die Fridays for Future-Bewegung die globale Erderwärmung zu einem politischen Thema erster Güte erhoben, mussten Entscheidungsträger aufgrund der COVID-19 Pandemie die Prioritäten neu sortieren. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wiederum, hat Annäherungen an eine neue, Post-COVID-Normalität abermals unterbrochen. Die große Herausforderung der heutigen Zeit besteht darin, dass in der Gegenwart Entscheidungen bspw. für die räumliche Planung, internationale Warenketten oder die ökologische Transformation von Regionen getroffen werden müssen, die weit in die Zukunft hineinreichen. Gleichzeitig wird es angesichts fundamentaler Unsicherheit aber immer schwieriger, genau diese Zukunft zu antizipieren. Um in der Gegenwart handlungsfähig zu bleiben bzw. zu werden, ist es in Ökonomie, Politik und Zivilgesellschaft nötig, angemessene Zukunftserwartungen zu entwickeln. In der räumlichen Entwicklung gelten „Megatrends“ und „Grand Challenges“ aufgrund ihrer weit in die Zukunft reichenden Relevanz als geeignete Grundlage für Entscheidungen in der Gegenwart. Doch relativiert sich deren Bedeutung angesichts zunehmender Krisen und Risiken sowie damit zusammenhängender „Zeitenwenden“?
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der Fachsitzung, für humangeographische Debatten neue Perspektiven im Umgang mit unsicheren Zukunftserwartungen in Ökonomie, Politik und Zivilgesellschaft zu eröffnen und deren Einfluss auf lokale, nationale und globale Prozesse und Entwicklungen zu diskutieren.
Dazu werden Beiträge eingeladen, die
- Konzeptionelle Vorschläge zur Erfassung von Zukunft machen oder bestehende Konzepte (wie z.B. Risiko, Unsicherheit, Planung, Krise) im Lichte der jüngeren Erfahrungen neu in Wert setzen
- Techniken und Methoden des Gegenwärtigmachens und Priorisierens von Zukunft (z.B. Future perfect thinking, Szenarios, Projektionen, Leitbilder) neu bewerten
- Ansätze und Formen der Governance zukunftsbezogener Entwicklung (Vorbereitung, Reallabore; Resilienzstrategien) im Spannungsfeld zwischen langfristiger Zielverfolgung und kurzfristiger Reaktanz präsentieren oder
- Imaginationen der Zukunft präsentieren, die sich für Entscheidungsprozesse unter Bedingungen fundamentaler Unsicherheit eignen.