Räumliche Konzentration von Umweltinnovationen

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 4
Autor*innen
Sebastian Losacker (Leibniz Universität Hannover)
Kurz­be­schreib­ung
In diesem Vortrag wird die räumliche Konzentration von Umweltinnovationen diskutiert und auf Basis eines neuartigen Patentdatensatzes und städtischen Skalierungsmodellen empirisch untersucht.

Abstract

In der Wirtschaftsgeographie und in verwandten Disziplinen wird häufig betont, dass Innovationsaktivitäten räumlich konzentriert sind. Insbesondere großen Städten und Metropolregionen wird aufgrund positiver externer Effekte und der Dichte hochqualifizierter Arbeitskräfte, neben vielen weiteren Gründen, eine hohe Innovationskapazität zugesprochen. In zahlreichen Studien wird gezeigt, dass Innovationsaktivitäten in der Tat superlinear zur Bevölkerung einer Stadt oder Region skalieren. Dieser Zusammenhang führt tendenziell zu einer Zunahme sozioökonomischer Disparitäten zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Innovationen sind, unabhängig ihrer räumlichen Konzentration, jedoch auch ein wichtiges Element in Nachhaltigkeitstransitionsprozessen. Sie können unter anderem dazu beitragen, negative Umweltauswirkungen durch Wirtschaftsaktivitäten zu reduzieren oder gar zu vermeiden. Solche Innovationen, die explizit positive Umweltauswirkungen entfalten, können unter dem Begriff der Umweltinnovation zusammengefasst werden. Vor diesem Hintergrund wird im öffentlichen Diskurs häufig von der Chance für ländliche Regionen gesprochen, Umweltinnovationen zu entwickeln und so dem Urban Bias in der Innovationsentstehung entgegenzuwirken. Dieser Diskurs wird beispielsweise im Zusammenhang mit den Konzepten der Bioökonomie oder der Kreislaufwirtschaft deutlich. Die Annahme ist, dass Innovationen in diesen Bereichen stärker durch die Nähe zur unmittelbaren Anwendung profitieren als Innovationen in anderen Bereichen oder Sektoren. Ziel dieses Vortrags ist es demnach, diese Annahme zu überprüfen und entsprechend die räumliche Konzentration von Umweltinnovationen mit der Konzentration normaler Innovationen zu vergleichen. Zu diesem Zweck wird ein georeferenzierter Patentdatensatz zu funktionalen Metropolregionen in OECD Ländern genutzt. Umweltinnovationen werden mit modernen Verfahren des Natural Language Processing identifiziert und anschließend dienen Skalierungsmodelle dem Vergleich der räumlichen Konzentration von Umweltinnovationen und normalen Innovationen. Die Ergebnisse eröffnen wichtige Implikationen für die Innovationspolitik im Kontext einer umweltorientierten Regionalentwicklung.