Umweltorientierte Wirtschaftsgeographie: Etablierung eines pluralen Paradigmas? (2/2)

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-283
Sitzungsreihe
Gehe zu: Teil (1/2)
Termin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Raum
HZ 4
Sitzungsleitung
Thomas Neise (Universität Osnabrück)
Linus Kalvelage (Universität zu Köln)
Sebastian Losacker (Leibniz Universität Hannover)
Kurz­be­schreib­ung
Diese Fachsitzung lädt ein, anhand von theoretischen und empirischen Arbeiten zu diskutieren, wie eine stärkere umweltorientierte Verankerung in der Wirtschaftsgeographie ausgestaltet werden könnte.

Abstract der Sitzung

Das parallele Auftreten, die Überlagerung und gegenseitige Verstärkung der Klima- und Biodiversitätskrise kehren immer deutlicher die Schattenseiten einer globalen Wirtschaftsordnung zutage, die durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern eine unvergleichliche Leistungsfähigkeit erlangt hat. Folgerichtig rückt die menschliche Interaktion mit der natürlichen Umwelt zunehmend in den Fokus der wirt-schaftsgeographischen Forschung.

Wirtschaftsgeographische Forschungsbeiträge zu Klimawandelanpassung, Nachhaltigkeitstransitionen, Kommodifizierung der Natur, Umweltinnovationen Umweltgerechtigkeit und Energiegeographie stellen sich der Herausforderung, die natürlichen Grundlagen des menschlichen Wirtschaftens zu berücksichtigen, ohne dabei in einen plumpen Determinismus zu verfallen. Bereits im Jahre 2004 wurde während der „International Conference on Environmental Economic Geography: State of the Art and Prospects“ in Köln der Versuch unternommen, die Umwelt- und Nachhaltigkeitsdimension in wirtschaftsgeographischer Forschung unter dem Begriff der umweltorientierten Wirtschaftsgeographie zu bündeln (siehe z.B. Braun et al. 2003; Bridge 2008; Gibbs 2006). Es wird deutlich, dass sich die umweltorientierte Wirtschaftsgeographie seit der erstmaligen Etablierung vor knapp zwanzig Jahren zu einer lebendigen Plattform für eine Vielzahl an Themen entwickelt hat, die jedoch zugleich ein konsistentes Verständnis des Zusammenspiels von Umweltaspekten und Wirtschaft aus räumlicher Perspektive vermissen lässt. Doch inwiefern ist ein einheitliches Korsett für die umweltorientierte Wirtschaftsgeographie nützlich? Welche Aspekte der Forschungsvielfalt sind als übergeordnete Betrachtung für ein konsistentes Verständnis von umweltorientierter Wirtschaftsgeographie relevant?

Diese Fachsitzung lädt ein, anhand von theoretischen und empirischen Arbeiten zu diskutieren, wie eine stärkere umweltorientierte Verankerung in der Wirtschaftsgeographie ausgestaltet werden könnte. Wirtschaftsgeographische Forschungsarbeiten zu den Themen Klimawandel, Naturrisiken, Resilienz, Nachhaltigkeitstransitionen und Umweltinnovationen sowie verwandte Themen sind in der Fachsitzung ausdrücklich willkommen.

Die Vorträge sollen dabei herausstellen, inwiefern ein plurales Paradigma der umweltorientierten Wirtschaftsgeographie aussehen könnte, und bestenfalls aufzeigen, an welchen Stellen weiterer Forschungsbedarf besteht.

Literatur

Braun, B., Schulz, C., Soyez, D. (2003): Konzepte und Leitthemen einer ökologischen Modernisierung der Wirtschaftsgeographie. In: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, 47 (3–4): 231–248.

Bridge, G. (2008): Environmental Economic Geography: a sympathetic critique. In: Geoforum, 39 (1): 76–81.

Gibbs, D. (2009): Prospects for an Environmental Economic Geography: Linking ecological modernization and regulationist approaches. In: Economic Geography, 82 (2): 193–215.