Save water drink Riesling? Die Ressource Wasser im deutschen Weinbau im Spannungsfeld Verfügbarkeit und Klimawandel

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 1.105
Autor*innen
Martin Reiss (Hochschule Geisenheim University)
Kurz­be­schreib­ung
Die Wasserverfügbarkeit zur Bewässerung wird auch in der deutschen Landwirtschaft zusehens zu einem Konfliktfeld im Umgang mit der Ressource Wasser werden. Speziell in der Dauerkultur Weinbau wird immer häufiger auf Bewässerung von Junganlagen gesetzt. Dabei fehlen in deutschen Weinbauregionen oftmals Gesamtkonzepte zum Wassermanagement. Der Vortrag möchte die aktuelle Situation an ausgewählten Weinbauregionen in Deutschland bezogen auf die Ressourcensituation und Konfliktpotenziale darstellen, um zukünftige Entwicklungen in der Klimakrise zu skizzieren und mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen.
Schlag­wörter
Weinbau, Wasser, Bewässerung, Wasserkonflikte, Klimakrise

Abstract

Ein deutsches Weingut macht Werbung für einen Riesling der Marke „Save Water Drink Riesling“, der in einer handelsüblichen Flasche mit 0,75 Liter Inhalt erhältlich ist. Das ist ein Marketing, welches ein Schmunzeln bei Kunden verursachen mag. Der Wasserfußabdruck – also die Menge Wasser die zur Produktion dieses Genussmittels eingesetzt wird, beträgt für 1 Liter Wein ca. 870 Liter Wasser (ca. 5 Badewannen voll Wasser). Und das nur zur Produktion der Weinbeeren. Das bedeutet, keinen Wein zu trinken spart eher Wasser, nicht umgekehrt. Im Jahr 2021 haben die Winzerinnen und Winzer laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 8,45 Millionen Hektoliter Wein und Most erzeugt. Die in den mitteleuropäischen Weinbauregionen in den letzten Jahren beobachtete Erhöhung der Lufttemperatur um bis zu +2,2 °C sowie der durchschnittliche Rückgang des Niederschlags während der Vegetationsperiode und dem daraus resultierenden Trend zu mehr Zeiträumen mit Niederschlagsdefizit führen aktuell zu einem Anstieg von Trockenstress der Pflanzen im deutschen Weinbau. Aktuell wird Rebenbewässerung im deutschen Weinbau nur als Zusatzbewässerung, d.h. zeitlich und räumlich begrenzt eingesetzt und konzentriert sich meist auf Junganlagen. Ein flächendeckender Einsatz von wassersparender Tropfbewässerung und vor allem die aufwendige Infrastruktur für die Zuführung des Bewässerungswassers ist in Deutschland meist noch nicht vorhanden und außerdem sehr kostenintensiv. Allerdings sehen Winzer*innen laut einer Umfrage in einem Projekt zur Klimaanpassung am Beispiel des Rheingaus (KliA-Net Weinbau) im Wassermangel die wichtigste Herausforderung durch den Klimawandel im Weinbau. Weitere Befragungen legen offen, dass es an Gesamtkonzepten für weinbaugeprägte Kulturlandschaften oft mangelt. Der Vortrag möchte die aktuelle Situation an ausgewählten Weinbauregionen in Deutschland bezogen auf die Ressourcensituation und Konfliktpotenziale darstellen, um zukünftige Entwicklungen in der Klimakrise zu skizzieren und mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen.