Schluss mit "Klimaschutz" und dem Reden von der "Umwelt": Wir haben zusammen Wichtigeres zu tun, wirklICH.
Abstract
Wie wir gelernt haben, wusste bspw. Exon-Mobile schon in den 1970er-Jahren sehr genau, was die zunehmende CO2-Konzentration in der Atmosphäre auslösen wird. Resultat dieser Erkenntnis war jedoch nicht die Veröffentlichung der Erkenntnis oder gar Schlussfolgerungen daraus für das eigene Geschäftsmodell, sondern vielmehr deren Geheimhaltung und das Fördern eines Diskurses à la: “Wenn viele kleine Menschen an vielen Orten kleine Sachen tun, dann kriegen wir das schon in.” Das politische und ökonomische Problem wurde gezielt im Diskurs individualisiert. Wenn ich nur mein Mobilitätsverhalten anpasse, weniger Plastik kaufe, brav den verbleibenden Müll gut sortiere usw., dann wird schon alles gut werden.
Dieser Diskurs hat gewaltig auch in unserer Didaktik verfangen. Es passt ja scheinbar so gut: Wir wollen ja schüler*innen- und handlungsorientiert denken und arbeiten und da ist es ja so verlockend, vor allem auf die individuellen Möglichkeiten des sofortigen Handelns zu setzen. Und so lehren wir die Kinder in der Grundschule, den Müll zu trennen und dass der Klimawandel die Eisbären gefährdet. Und in den Sekundarschulen berechnen wir Fußabdrücke und Rucksäcke und landen wieder beim individuellen Handeln. Wie schön.
Gleichzeitig ist im Großen und Ganzen weder eine Trendwende in Sachen Ausstoß wirksamer Klimagase noch in den dafür verantwortlichen Sektoren Mobilität, Heizen und Landwirtschaft auch nur absehbar.
Geschweige denn wird unser Wirtschaftssystem, das nach wie vor auf materielles Wachstum aufgebaut ist, ernsthaft in Frage gestellt.
Von einer schwedischen Schülerin haben wir gelernt, dass wir eben nicht machtlos sind, sondern dass individuelles Handeln sehr wohl einen Unterschied machen kann. Aber eben nur dann, wenn es politisches Handeln ist und dazu noch stört und das beharrlich. Was lernen wir heute von der “Letzten Generation”?
Das 1,5-Grad Ziel ist passe. Es ist schon lange eher 20 als Viertel nach 12 und nicht 5 vor 12. In einer Welt von 3 oder 4 Grad, wie sie sich abzeichnet, geht es jedoch nicht mehr um Mülltonnen und Eisbären. Schon jetzt vernichtet unser Wirtschaften täglich Leben auf so vielen Ebenen und wenn wir so weiter machen, dann ist es wohl auch bald vorbei, dass wir in funktionierenden Demokratien über diese Fragen streiten können. Die Kämpfe um die Verteilung der Ressourcen werden auf einem Planeten, der immer weniger Räume haben wird, in denen Menschen in Würde leben können, wahrscheinlich härter und zu einem dauerhaften Zustand. Und noch sind unsere Gesellschaften und politischen Systeme nicht so entwickelt, dass wir die Hilfsbedürftigen in dieser Entwicklung schützen und dass es vernünftige Pläne gäbe, mit dem absehbaren Wandel zum Schlimmeren gut umzugehen.
Was heißt das alles für eine verantwortliche und lösungsorientierte Geographiedidaktik?
Ich plädiere für eine radikale Öffnung und wo not-wendig ein Ausmisten der Curricula. Dafür brauchen wir selbstverständlich Kriterien. Lasst sie und gemeinsame entwickeln!