Shared Socioeconomic Pathways für die Schweiz

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 14
Autor*innen
Lena Gubler (Eidgenössische Forschungsanstalt WSL)
Pascal Tschumi (Eidgenössische Forschungsanstalt WSL)
Marco Pütz (Eidgenössische Forschungsanstalt WSL)
Irmi Seidl (Eidgenössische Forschungsanstalt WSL)
Kurz­be­schreib­ung
Wir entwickeln sozioökonomische Szenarien für die Schweiz, die als Grundlage für klima-, energie- und andere umweltpolitische Entscheidungen dienen und Wissens- und Informationsgrundlagen der Umweltforschung zu sozioökonomischen Einflussgrössen verbessern.

Abstract

Für das Schweizer National Centre for Climate Services (NCCS) entwickeln wir Shared Socioeconomic Pathways (SSP-CH) innerhalb des Programms «Entscheidungsgrundlagen zum Umgang mit dem Klimawandel in der Schweiz». Diese sozioökonomischen Szenarien dienen zum einen als Entscheidungsgrundlage für die Klima‑, Energie- und andere Umweltpolitiken. Zum anderen bilden sie eine Wissensgrundlage für die Umweltforschung allgemein, indem beispielsweise qualitative, sozioökonomische Inputs für quantitative Modellierungen daraus übernommen oder abgeleitet werden können. Mit unserem Beitrag hier möchten wir zeigen, wie wir konzeptionell und methodisch sozioökonomische Szenarien entwickeln und welche Herausforderungen dabei zu bewältigen sind.

In einem explorativen, zukunftsoffenen Prozess entwickeln wir sozioökonomische Szenarien, die auf Schlüsselfaktoren und breiter Expertise von Akteuren aus Wissenschaft und Praxis basieren. Dabei werden sowohl externe Trends als auch in der Schweiz lenkbare Einflüsse betrachtet. In einer ersten Phase identifizieren wir in einem formalisierten Szenarioprozess Einflussfaktoren, erarbeiten Faktorprojektionen und wählen mittels Wirkungsanalyse Schlüsselfaktoren aus. Anschliessend berechnen wir basierend auf einer Konsistenzanalyse sozioökonomische Szenarien. In einer zweiten Phase werden diese Rohszenarien mit den EU-SSP verglichen und mit Schweiz-spezifischen Faktoren ergänzt und verfeinert. Während in der ersten Phase Expert*innen aus der Wissenschaft beigezogen und die Inhalte in Fokusgesprächen entwickelt werden, wird in der zweiten Phase mit einer Auswahl von Stakeholdern in grösseren Workshops gearbeitet. Anschliessend werden ausgewählte Variablen für nachfolgende Modellierungen quantifiziert. Mögliche konkrete Anwendungen der sozioökonomischen Szenarien und konzeptionelle Weiterentwicklungen bilden den Abschluss des Projekts.

Eine wesentliche Herausforderung bei der Entwicklung sozioökonomischer Szenarien ist die Arbeit an der Schnittstelle zwischen qualitativen und quantitativen Methoden. Weiter ist es für die Entwicklung der SSP-CH notwendig, einerseits Schweiz spezifische Szenarien als relevante Entscheidungsgrundlagen für Schweizer Akteure anzubieten, und andererseits anschlussfähig an die globalen und europäischen SSPs sowie die internationale wissenschaftliche SSP-Community zu sein. Eine weitere Herausforderung liegt darin, die sozioökonomischen Teilbereiche so zu differenzieren, dass sie auch empirisch erhoben werden können. Hier stellen sich Fragen des Aufwands von Expert*innenbefragungen oder der Datenverfügbarkeit und -qualität. Ausserdem ist zu klären, inwiefern die SSPs in konkrete, praxistaugliche Strategien oder Planungsinstrumente überführt werden können. Zu denken ist hier in der Schweiz u.a. an die Strategie des Bundes zur Anpassung an den Klimawandel oder die Analyse von Risiken und Chancen durch den Klimawandel. Im Beitrag werden unsere bisherigen Antworten darauf vorgestellt und diskutiert.