Sozial-ökologische Transformation von Pendelmobilität: Erkenntnisse für lokale Governance aus dem Reallabor im Projekt PendelLabor

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 7
Autor*innen
Vivien Katharina Albers (Hochschule RheinMain)
André Bruns (Hochschule RheinMain)
Paula Quentin (TU Dortmund)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag behandelt die Lehren aus einem Reallabor für die lokale Governance und sozial-ökologische Transformation von Pendelmobilität.

Abstract

Für die sozial-ökologische Transformation der Mobilität in Städten und Stadtregionen ist es unabdingbar die Mobilitätspraktiken der dort lebenden Menschen zu verstehen. Im Projekt PendelLabor wurde dies am Beispiel des Pendelns untersucht. Pendeln wird dabei als das Ergebnis vielschichtiger und wechselseitiger Wirkzusammenhänge verstanden. Bei der Betrachtung des Pendelns ist nicht nur der Pendelverkehr, d. h. die tatsächlich zurückgelegten Wege, sondern auch das Individuum und der Haushalt, die Erwerbsarbeit und das Unternehmen sowie die Siedlungs- und Raumstruktur von Bedeutung. Diese vier Bereiche sind als Netzwerke von Praktiken zu verstehen, weshalb Pendeln als Praktik in diesen Bereichen entlang von vier, aus der Praxistheorie abgeleiteten, Aspekten geclustert werden kann: Bedeutungen, Kompetenzen, materielle Arrangements und Praktiken-Netzwerk.

Auf Grundlage dieses Ansatzes wurde im Projekt PendelLabor ein Realexperiment durchgeführt, ausgewertet und aus den Erkenntnissen Maßnahmen für eine sozial-ökologische Transformation von Pendelmobilität abgeleitet. In unserem Beitrag wollen wir einen Ausschnitt aus den Ergebnissen des Realexperiments vorstellen. Hierbei gehen wir zunächst auf die Methode ein, mit der aus den qualitativen empirischen Erkenntnissen des Projekts die wirksamsten („idealen“) Maßnahmenbündel zur Förderung nachhaltiger Mobilität abgeleitet wurden. Anschließend beleuchten wir, was diese Maßnahmenbündel für die vorhandenen Planungsansätze und Governance von Pendelmobilität bedeuten.

Das Realexperiment fand von Juli 2022 bis Februar 2023 in der Region Frankfurt RheinMain statt. Insgesamt 40 Teilnehmende konnten unterschiedliche Angebote für eine nachhaltige Pendelmobilität erproben. In einem transdisziplinären Auswertungsworkshop wurden aus der Doppelstruktur der Wirkbereiche und Praktikenelemente zunächst ideale, d.h. optimal passende und wirkungsvolle, Maßnahmenbündel entwickelt. In einem weiteren Workshop mit Praxisakteuren wurden diese mit Blick auf hemmende und fördernde Faktoren diskutiert. Dieses Vorgehen sollte gewährleisten, die potenziell wirksamsten Maßnahmenbündel zu identifizieren und diese mit Blick auf ihre praktischen Umsetzungschancen zu prüfen.

Neben der Vorstellung der einzelnen Schritte in der Maßnahmenentwicklung wollen wir auch die entwickelten Maßnahmen und deren Umsetzbarkeit durch die bisher vorhandenen Planungsansätze in der Region RheinMain sowie deren generelle Bedeutung für lokale Governance diskutieren. Welche Maßnahmen und Maßnahmenkombinationen sind bereits in der politischen oder planerischen Diskussion? Welche aus den Experimenterfahrungen entwickelten Maßnahmen sind mit Blick auf das Pendeln noch nicht in der Diskussion? Wie könnten diese trotzdem umgesetzt werden um eine sozial-ökologische Transformation des Pendelns zu fördern?