Sozialgeographie des beherbergenden Raumes: Deskriptive Ethik und kritische Mediation

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 5
Autor*innen
Klaus Geiselhart (FAU Erlangen-Nürnberg)
Kurz­be­schreib­ung
Die Tatsache, dass Menschen gemeinsam in Räumen leben (müssen), begründet ein Interesse an der Qualität des sozialen Miteinanders.Die Heuristik der kritischen Mediation nutzt verfahrensethische Maßstäbe und solche der deskriptiven Ethik, um in gesellschaftlichen Dissenskomplexen einen Vermittlungsrahmen zu schaffen.

Abstract

Eine Sozialgeographie des beherbergenden Raumes fokussiert die Tatsache, dass Menschen unausweichlich in Räumen vergemeinschaftet sind. Egal auf welcher Maßstabsebene, Menschen können ihre Quartiere, Städte, Regionen, Staaten - und beim Planeten Erde wird dies insbesondere deutlich - nicht einfach verlassen. Einen Raum zu verlassen erfordert die Veränderung der eigenen Einkommens- und Versorgungsroutinen, einen Wandel oder gar Abbruch von sozialen Bindungen sowie das Aufgeben liebgewonnener und Sicherheit stiftender Gewohnheiten und Routinen. Die menschliche Einbettung in ihre Räume begründet das Interesse, die Qualität des sozialen Miteinanders zu untersuchen. Die Heuristik der kritischen Mediation kann der Geographie zur Analyse lokalisierter Verhältnisse dienen. Orientierung bieten dabei verfahrensethische Maßstäbe und solche der deskriptiven Ethik, wie etwa Allparteilichkeit, Visualisierung sozialer Asymmetrien und das No-Harm-Prinzip. Kritische Mediation erzeugt einen Vermittlungsrahmen in gesellschaftlichen Dissenskomplexen und schafft damit Voraussetzungen für deren gesellschaftliche und politische Aushandlungen. Hierzu benötigen Geographinnen und Geographen vor allem eine Kompetenz in der dialektischen Anwendung sozialphilosophischer Begriffe, wie etwa Gemeinschaft, Verantwortung, Fürsorge, Anerkennung, Freiheit, Eigentum, Autorität, Macht und Ideologie.