Sozialökologische Transformation und ihre Barrieren: Im Dickicht von Diskursen, Materialitäten und rahmenden Kontexten

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 9
Autor*innen
Niklas Völkening (Universität Augsburg)
Kurz­be­schreib­ung
Obwohl die Notwendigkeit sozialökologischer Transformation gesellschaftlich und politisch anerkannt wird, hemmen viele Barrieren ihre Umsetzung. Der Beitrag diskutiert materielle und diskursive Barrieren für Nachhaltigkeitstransformation sowie die rahmenden Kontexte an einem empirischen Beispiel.

Abstract

Dieser Beitrag identifiziert und diskutiert Barrieren für sozialökologische Transformation mit dem Ziel, mögliche Strategien zur Überwindung dieser Barrieren herauszuarbeiten. Aus einer humangeographischen Perspektive wird Transformation dabei als radikaler, normativ geleiteter und teleologischer Wandel verstanden (Bennett et al. 2019; Bruns 2022). Im Rahmen einer sozialökologischen Transformation muss – diesem Verständnis folgend – das diskursive Verständnis von Natur reformiert und die materiellen Interaktionen zwischen Gesellschaft und Natur verändert werden (Bluwstein 2021; Hulme 2009). Nachhaltigkeitstransformationen umfassen damit drei sich gegenseitig stützende Dimensionen: Diskurse, Materialitäten sowie spezifische Rahmenbedingungen wie etwa Normen und Gesetze (Brand 2016). Das den Beitrag leitende Transformationsverständnis ist an polit-ökologische Perspektiven auf Mensch-Umwelt-Verhältnisse angelehnt: Dabei prägen Akteur*innen, die mit unterschiedlichen Machtressourcen ausgestattet sind, die drei Transformations-Dimensionen auf verschiedenen Skalenebenen (Göpel 2016).

Neben einer theoretischen Fassung von Transformation und ihren Barrieren präsentiert der Beitrag diese Hindernisse am empirischen Beispiel des Beherbergungswesens in Bayern: Weltweit ist der Tourismus für rund 8 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Etwa ein Fünftel davon entfällt auf das Beherbergungsgewerbe (Lenzen et al. 2018; Matzarakis, Lohmann 2017). Angesichts ihres erheblichen Beitrags zum Klimawandel stehen die Beherbergungsbetriebe in der Verantwortung, zu einer klimafreundlichen Transformation beizutragen (Ma, Kirilenko 2020). Zugleich wirkt sich der Klimawandel auf Hotels, Pensionen und Campingplätze aus: Sie müssen sich auf Klimaveränderungen einstellen (Aall, Koens 2019). Das Beherbergungswesen sollte somit in (mindestens) zweifacher Hinsicht an klimafreundlichen Praktiken interessiert, und das Ziel eines klimaneutralen und klimaangepassten Beherbergungssektors offensichtlich sein (Gössling, Scott 2018). Allerdings spiegelt sich dies bisher nur selten in Unternehmensstrategien und -praktiken wider (Scott 2021; Scott, Gössling 2022). Dies wirft die Frage auf, welche Barrieren für eine effektive Dekarbonisierung im Tourismus bestehen.

Potenzielle Transformationshemmnisse sind Pfadabhängigkeiten, kurzfristig orientierte Akteur*innen, ungenaue Zuständigkeiten der beteiligten Akteur*innen sowie ein Mangel an Informationen (Kristof 2020; Lalicic, Önder 2018). Auch widersprüchliche politische Interessen, ungeeignete Subventionsregime sowie Lobbyismus sind denkbare Hindernisse. Solche Barrieren verhindern derzeit mutmaßlich einen klimaneutralen und klimaangepassten Beherbergungssektor. Um Nachhaltigkeitstransformationen tatsächlich umsetzen zu können ist es daher notwendig, diese Barrieren im Detail zu identifizieren und Strategien zu ihrer Überwindung zu entwickeln. Hierzu werden die entsprechenden Diskurse, Materialitäten und Kontexte analysiert.