Spannungsfelder einer Klimawandelkompetenz

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 9
Autor*innen
Johanna Mäsgen (Universität zu Köln)
Kurz­be­schreib­ung
In diesem Kurzvortrag wird der Niederschlag gesamtgesellschaftlicher Spannungen auf der individuellen Ebene im Kontext von Nachhaltigkeits-Transformation anhand empirischer Fallbeispiele klimawandelrelevanter Akteur*innen diskutiert.

Abstract

Was bedeutet „kompetent“ in einer Transformation hin zur Nachhaltigkeit, wenn im Diskurs Nachhaltigkeit alternativ als Modernisierung (durch z. B. technologische Innovationen oder nachhaltigere Produkte), als gesamtgesellschaftliche Transformation (z. B. Suffizienz, Ressourcenschonung, Postwachstum) oder aber als Kontrolle (im Sinne einer Resilienz Vorbereiteter) (Adloff und Neckel 2019) verstanden wird?

Das vorgestellte Projekt widmet sich der Problemstellung, dass Klimawandelkompetenz oft als Konvolut persönlicher Eigenschaften wie Wissen, Fähigkeiten, Motivation gefasst wird (vgl. Mochizuki und Bryan 2015). Diese wird dahingehend erweitert, als dass die Befugnis beziehungsweise die sozial zugerechnete Zuständigkeit qua Amt oder qua Wissen (Pfadenhauer 2010) einbezogen wird.

Die Fallauswahl dieser qualitativen Interviewstudie erfolgte mittels einer systematischen Kontrastierung entlang der Einteilung in Akteursgruppen nach Stammer et al. (2021) in UN climate governance, transnationale initiatives, climate-related regulation, climate protests and social movements, climate litigation, corporate responses, fossil fuel divestment, consumption patterns, journalism sowie knowledge production. Als Erhebungsmethode wurde ein narrativ orientiertes Expert*inneninterview ausgewählt. Die Datenauswertung erfolgte im Sinne der Grounded Theory Methodologie.

Zentrales Ergebnis ist, dass sich große Fragen der Transformation – die Frage nach möglichen Zukünften, die Frage nach individuellen und strukturellen Handlungsmöglichkeiten, die Frage nach persönlicher versus gemeinschaftlicher Verantwortung – auf der Mikroebene der einzelnen handelnden Akteur*innen ebenso stellen wie im gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Dies wird anhand ausgewählter Phänomenanalysen schlaglichthaft vorgestellt.

Literaturverzeichnis

Adloff, Frank und Sighard Neckel. 2019. „Modernisierung, Transformation oder Kontrolle? Die Zukünfte der Nachhaltigkeit.“ In Große Transformation? Zur Zukunft Moderner Gesellschaften: Sonderband des Berliner Journals Für Soziologie, hrsg. von Klaus Dörre, Hartmut Rosa, Karina Becker, Sophie Bose und Benjamin Seyd, 167–80. Wiesbaden: Springer Vieweg. in Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.

Mochizuki, Yoko und Audrey Bryan. 2015. „Climate Change Education in the Context of Education for Sustainable Development: Rationale and Principles.“ Journal of Education for Sustainable Development 9 (1): 4–26.

Pfadenhauer, Michaela. 2010. „Kompetenz als Qualität sozialen Handelns.“ In Soziologie der Kompetenz, hrsg. von Thomas Kurtz. 1. Aufl., 149–72. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft - Schriften zur Wissenssoziologie. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss.

Stammer, Detlef, Anita Engels, Jochem Marotzke, Eduardo Gresse und Christopher. 2021. „Hamburg Climate Futures Outlook 2021: Assessing the plausibility of deep decarbonization by 2050.“ Zugriff am 27. März 2023. https://www.cliccs.uni-hamburg.de/de/results/hamburg-climate-futures-outlook-2021/download.html.