Stadt-Atmen: Urban-ethnografische multispezies-Unternehmungen in der Luft

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 3.104
Autor*innen
Elisabeth Luggauer (Humboldt-Universität zu Berlin)
Kurz­be­schreib­ung
Dieses paper fragt, wie Luft Hitze in urbanen Assemblagen materialisiert, welche Herausforderungen Luft-Hitze-Verschränkungen an Städte stellen und mobilisiert Ansätze eines methodischen „breathing“ zu multispezies-ethnografischem „Er-atmen“ heißer Stadtluft in Podgorica (MNE) und Las Vegas (US).

Abstract

Die Bedeutung von Klima und Wetter betonend, stellt Tim Ingold fest, dass Vorgänge „auf der Erde“ nur aus einer Perspektive „aus dem Himmel“ verstanden werden können (Ingold 2011: Being Alive). Seit spätestens dem 17. Jahrhundert bildet Luft einen intensiv bearbeiteten Forschungsgegenstand (Connor 2010: Matters of Air; Adey 2014: Air) und im gegenwärtigen Kontext von anthropo-kapitalozäner Erderwärmung werden – besonders in Städten - sowohl Verdichtungen als auch Zirkulationen von Luft verstärkt in Richtung von air pollution und der Verbreitung von Krankheitserregern problematisiert. Timothy Choy (2011: Air’s Substantiations) erinnert an das Paradoxon der Omnipräsenz von Luft und ihrer zugleich seltenen Betrachtung in sozialwissenschaftlichen Forschungsperspektiven. Gerade Luft, so Choy, trage das Potenzial Relationen zwischen Dingen, Körpern, Elementen und Phänomenen herzustellen und diese beforschbar zu machen.

Dieser Beitrag ergibt sich aus dem Projekt „Urban Vibrations. How Physical Waves come to matter in Contemporary Urbanism (WAVEMATTERS)”, in dessen Kontext ich die Bedeutung von Hitze (als wellenhafte und luftübertragene Energie) in städtischen multispezies-Lebenswelten beforsche. In einem Dreischritt reflektiert dieses paper zunächst (1) über Verschränkungen zwischen Luft und Hitze und Herausforderungen die Luft und Hitze an gegenwärtige städtische Assemblagen stellen (Farías & Bender 2010: Urban Assemblages; Kiechle & Schlichting 2020: Invisible Inequalities), (2) zeigt wie sich Hitze durch Luft in städtischen multispezies-Alltagen materialisiert und (3) mobilisiert schließlich Ansätze zu „breathing“ in und von Städten (z.B. Nguyen 2020: Breathless in Beijing; Ahman & Kenner 2020: Breathing Late Industrialism) zu experimentellen multispezies-ethnografischen Ansätzen, wie sich heiße Stadtluft in Podgorica (MNE) und Las Vegas (US) ethnografieren oder auch ethnografisch er-atmen lässt.