Stadt- oder Regionalplanung? Governance-Shifts und veränderte Planungsinstrumente nach veränderte raumkategorialer Abgrenzung für die Kleinstadt nach Gebietsreformen
Abstract
Die Folge der Gebietsreformen in Thüringen (und anderswo) ist eine Vielfalt von Konstellationen kommunalen Administrierens und Planens. Dies verändert die Voraussetzungen für die lokale Governance hinsichtlich der Entscheidungsfindungen über Daseinsvorsorge und transformativer Stadtentwicklungspolitik (Klimaanpassung, Mobilitäts- und Energiewende) gerade im ländlichen Raum. Zudem verwischen die Grenzen zwischen Stadtplanung/kommunaler Ebene und Regionalplanung/Ebene der Raumordnung – mit all den denkbarem Konsequenzen für Passfähigkeit und Anwendbarkeit der (theoretisch fundierten) Instrumente der Raumplanung. Durch das BMBF-Forschungsprojekt ISDN (2021-24) ist es möglich, am Beispiel der Gemeinden Schmölln und Gößnitz, der (jüngst) eingemeindeten, aber auch der von beiden mitverwalteten dörflichen Gemeinden zu eruieren, welche Wechselwirkungen zwischen den planerischen Entscheidungen hinsichtlich Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit einerseits und den administrativen Grenzziehungen und -verschiebungen andererseits bestehen. Durch die Eingemeindung dörflicher Ortsteile in einer Kleinstadt findet de facto eine Kommunalisierung regionaler Planungserfordernisse auf grund- und mittelzentraler Ebene statt. Zugleich wird die professionell aufgestellte Kleinstadt-Administration für dörfliche Daseinsvorsorgestandortentwicklungen nutzbar, wo die dörflichen Gemeinden zuvor durch Amtsangehörigkeit o.ä. eher auf (zusätzliche) informelle, interkommunale Planungsstrukturen angewiesen waren bzw. Infrastrukturprojekte aufgrund fehlender Verwaltungsressourcen scheiterten.
Auf Basis dieser gemeindespezifischen, dennoch mindestens innerhalb des Bundeslands übertragbaren Fragestellung kann ein Diskussionsbeitrag dazu geleistet werden, wie die Kleinstadt in Thüringen ihre Rolle verändert, z.B. weniger der Zentrale Ort in der Nachbarschaft zu sein als die eigentliche kommunale administrative Ebene, in der grund- und mittelzentrale Versorgungslogiken kommunal gesteuert werden (und ein sozialer Infrastrukturstandort auf dem Dorf administrativ und damit in Sachen Governance das gleiche ist/wird wie ein anderer sozialer Infrastrukturstandort im Quartier XY der Kleinstadt). Es findet eine de facto Kommunalisierung regionaler Planungserfordernisse auf grund- und mittelzentraler Ebene statt. Zudem kann anhand der in dem BMBF-Projekt erforschten lokalen Governance einer flächengroßen Kleinstadt erläutert werden, worin die Potenziale liegen, auf Basis dieser administrativen Abgrenzung die Transformationsherausforderungen wie Klimaanpassung, Energie- und Mobilitätswende in der „Provinz“ besser gelingen können.
Siehe hierzu auch: Krüger, Arvid (2022): Die Problematik fragmentierter Verwaltungsstrukturen; (Un‑)Überwindbare Hürden für Daseinsvorsorge und Stadtentwicklung im ländlichen Raum?; veröffentlicht auf: https://kommunen-innovativ.de/die-problematik-fragmentierter-verwaltungsstrukturen