STIK - Streuobstwiesen im Klimawandel: Landschafts- und Klimaanalysen mit Geodaten

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 3.107
Autor*innen
Kevin Fleckenstein (Universität Hohenheim)
Kurz­be­schreib­ung
Die Kulturlandschaft Streuobstwiese wird durch den Klimawandel vor neue Herausforderungen gestellt. Geodatenanalysen ermöglichen es, Korrelationen zwischen Standortbedingungen und Baumvitalität zu identifizieren und so auf mögliche zukünftige Klimaveränderungen angepasst reagieren zu können.
Schlag­wörter
Streuobstwiesen, Kulturlandschaft, Klimawandel, Geoinformatik, Geodaten

Abstract

Die Anzahl der Streuobstwiesen in Deutschland ist seit Jahren kontinuierlich rückläufig. Neben bekannten sozio-ökonomischen Herausforderungen wie der mangelnden Wirtschaftlichkeit bei der Direktabgabe der Erzeugnisse, der Überalterung der Bewirtschafter*innen und der damit einhergehenden oft stark vernachlässigten Schnittpflege der Bestände, besitzt der Klimawandel das Potenzial den Rückgang der Bestände weiter zu beschleunigen. Häufigere und länger anhaltende Trockenphasen während der Vegetationsperiode und eine Verschiebung des Blütezeitpunkts aufgrund von höheren Temperaturen zu Beginn des Jahres mit der damit einhergehenden Gefahr von Ernteausfällen durch Spätfröste sind nur zwei Herausforderungen mit denen Bewirtschafter bereits heute verstärkt zu tun haben. Zwei weitere Profiteure des Klimawandels, die bereits heute den alten Apfelbeständen stark zusetzen, sind der Pilz Schwarzer Rindenbrand (Diplodia sp.) und die Laubholzmistel (Viscum album subsp. album).

Um die Auswirkungen des Klimawandels auf Streuobstwiesen unterschiedlicher Standorte besser zu verstehen und den Bewirtschafter*innen zukünftig Empfehlungen für die Standort‑, Arten- und Sortenwahl geben zu können, werden im Rahmen des Forschungsprojekts STIK – Streuobstwiesen im Klimawandel Geodaten aus Baden-Württemberg analysiert. Die Grundlage für diese Datenanalysen bilden landesweite Kartierungskampagnen, bei denen Obstbäume hinsichtlich ihres Zustands, ihrer Vitalität, sowie auf Krankheiten, Schädlingen, Parasiten und Verletzungen (mit dem Fokus auf dem Schwarzen Rindenbrand und Mistelbefall) untersucht werden. Die Kartierung auf der Streuobstwiese erfolgt mit mobilen Android-Geräten, die mit externen RTK-Antennen gekoppelt sind und über den Satellitenpositionierungsdienst SAPOS eine zentimetergenaue Positionsbestimmung der Punktdaten ermöglichen. Auf diese Weise können die Daten über eine PostgreSQL-Datenbank ortsgenau mit landesweiten Geodaten wie dem Digitalen Geländemodell (räumliche Auflösung 1 m), den historischen Klimadaten des DWD (räumliche Auflösung 1 km) oder der digitalen Bodenkarte (Maßstab 1:50.000) verknüpft werden. Der so entstandene Datensatz bildet die Grundlage für statistische Analysen, mit denen Korrelationen und Zusammenhänge zwischen Standortmerkmalen (wie Hangneigung, Exposition, Langzeitklima) und dem Vitalitätszustand der Streuobstbäume identifiziert werden. Diese Erkenntnisse helfen dabei, die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Standorte besser zu verstehen und so schon heute auf mögliche zukünftige Veränderungen angepasst reagieren zu können.

Im Vortrag werden die angewandte Methodik sowie einzelne Untersuchungsgebiete mit besonderen Merkmalen aus 7 Landkreisen Baden-Württembergs vorgestellt und erste Zwischenergebnisse auf der Basis von mehr als 5.000 kartierten Obstbäumen präsentiert.