Praxisschock adé!? Eine DBR-Studie zur Förderung der Selbstwirksamkeitserwartung in einem Lehr-Lern-Labor zum Thema „Experimente im Geographieunterricht“
Abstract
Es herrscht eine Diskrepanz zwischen der Forderung nach und dem Einsatz von Experimenten im Geographieunterricht (Hemmer & Hemmer, 2010). Begründet wird diese unter anderem mit einer vorherrschenden Unsicherheit seitens der (angehenden) Lehrkräfte durch eine mangelnde Vorbereitung und Thematisierung experimenteller Arbeitsweisen in der universitären Lehrerbil-dung (Höhnle & Schubert, 2016). Vor diesem Hintergrund ist es von Bedeutung, entsprechende Lehrangebote zu schaffen und gleichzeitig stattfindende Professionalisierungsprozesse in den Blick zu nehmen. In Anbetracht der Hinderniswahrnehmung lohnt eine Erforschung des Kon-strukts der Selbstwirksamkeitserwartung (SWE). Lehr-Lern-Labore sind ein universitäres Veran-staltungsformat mit Praxisphase. Die für Lehr-Lern-Labore typische Komplexitätsreduktion soll eine sukzessive Annäherung an unterrichtliche Anforderungen gewährleisten.
Ziel des vorgestellten Projekts ist die Konzeption und Erforschung eines Lehr-Lern-Labors zum Thema „Experimente im Geographieunterricht“. Dabei steht folgende Forschungsfrage im Mit-telpunkt: Wie kann ein Lehr-Lern-Labor zum Einsatz von Experimenten im Geographieunterricht gestaltet werden, um im Besonderen die spezifische SWE zu fördern? Ausgehend von der Zielsetzung wurde das Forschungsdesign im Design-Based Research-Ansatz angelegt, wobei vier Zyklen durchlaufen wurden. Die spezifische SWE wurde mittels eines quan-titativen Fragebogens (Prä-Post) erhoben. Für die Erhebung wahrgenommener Kompetenzent-wicklungsprozesse sowie deren Bedingungen wurden leitfadengestützte Interviews durchge-führt, welche mit der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) ausgewertet wur-den. Insgesamt haben in den vier Zyklen 51 Studierende das GEO Lehr-Lern-Labor besucht (nFra-gebogen=37, nInterview=24). Die Ergebnisse zeigen, dass ein Anstieg der spezifischen SWE in allen vier Zyklen stattfand, was sich mit anderen empirischen Ergebnissen zu Lehr-Lern-Laboren deckt. Der Praxisphase mit Schüler*innen wird durchweg eine hohe Bedeutung für die eigene Kompetenzentwicklung bei-gemessen. Der Zuwachs der spezifischen SWE ist jedoch von der Gestaltung der Lehrveranstal-tung abhängig. Beispielsweise wirken sich die reduzierte Schüleranzahl in der Praxisphase sowie die vorgenommene inhaltliche Fokussierung different aus. Hier zeichnet sich ein Spannungsfeld zwischen Komplexitätsreduktion und wahrgenommenem Authentizitätsverlust ab.
Literatur
- Hemmer, Ingrid und Michael Hemmer, Hrsg. 2010. Schülerinteresse an Themen, Regionen und Arbeitsweisen des Geographieunterrichts: Ergebnisse der empirischen Forschung und de-ren Konsequenzen für die Unterrichtspraxis. Geographiedidaktische Forschungen: Vol. 46. HGD.
- Steffen Höhnle und Jan Christoph Schubert. 2016. «Hindernisse für den Einsatz naturwis-senschaftlicher Arbeitsweisen im Geographieunterricht aus Studierendenperspektive – Ausgewählte Ergebnisse einer empirischen Studie mit Lehramtsstudierenden.» GW-Unterricht, 142/14(2-3):153-161.