Transformation Alternativer Ernährungsnetzwerke (AFNs) durch neue Intermediäre

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 8
Autor*innen
Marit Rosol (JMU Würzburg)
Kurz­be­schreib­ung
Alternative Ernährungsnetzwerke (AFNs) sind Teil aktueller landwirtschaftlicher Transformationen. Basierend auf eigenen empirischen Forschungen sowie konzeptionellen Überlegungen wird untersucht, inwiefern sich AFNs durch neue Intermediäre selbst transformieren.
Schlag­wörter
Alternative Food Networks, Intermediäre, Agri-Food Geographies, Wirtschaftsgeographie

Abstract

Seit einiger Zeit beobachten wir eine Verschiebung weg vom Direktmarketing, einem Kernelement Alternativer Ernährungsnetzwerke (Alternative Food Networks, AFNs), hin zu einer größeren Bedeutung Intermediärer. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern diese neuen, vermittelten AFNs eine Weiterentwicklung oder aber Abkehr von Grundprinzipien alternativer Ernährungssysteme darstellen. Der Vortrag betrachtet neue Intermediäre, welche landwirtschaftliche Kleinproduzent:innen mit städtischen Endverbraucher:innen verbinden. Basierend auf empirischen Erhebungen in Frankfurt, Berlin und Calgary werden drei verschiedene Arten solcher vermittelter AFNs vorgestellt und analysiert: initiiert 1. durch Verbraucher:innen, 2. durch eine externe, professionelle Plattform sowie 3. durch Produzent:innen. In allen drei Fällen sehen wir eine Reihe nicht-kapitalistischer, kapitalistischer und alternativ-kapitalistischer Wirtschaftspraktiken, wie sie von Gibson-Graham identifiziert wurden.

Konzeptionell basiert die Analyse auf dem Drei-Säulen-Modell alternativer Agrar- und Ernährungssysteme und entwickelt dieses weiter. Für heuristische Zwecke werden die Fälle mit einem Idealtyp verglichen, der die Grundprinzipien der Alterität in allen drei Säulen verkörpert. Die empirische Analyse zeigt, dass Intermediäre wichtige Vorteile bringen können und dass vermittelte AFNs in der Lage sind, den Kernprinzipien alternativer Agrar- und Ernährungssysteme treu zu bleiben. Voraussetzung dafür ist es jedoch, Modelle der demokratischen Kontrolle und des Eigentums sowie wirtschaftliche Arrangements zu entwickeln, in denen der geschaffene Wert gerecht geteilt wird. Nur dann können die Potenziale neuer vermittelter Modelle realisiert werden, während die Fallstricke der konventionellen Systeme, die sie ersetzen wollen, vermieden werden.