Theoretische und empirische Facetten aktueller landwirtschaftlicher Transformationen

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-394
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Raum
HZ 8
Sitzungsleitung
Amelie Bernzen (Universität Vechta)
Annika Mattissek (Universität Freiburg)
Kurz­be­schreib­ung
Landwirtschaftliche Transformationen sind als geographisches Thema aktueller denn je und weisen viele Schnittfelder zu Krisendebatten um unterschiedliche gesellschaftliche, globalisierungs- und umweltbezogene Strukturen und Veränderungsprozesse auf.
Schlag­wörter
Jonathan Friedrich (Leibnitz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF))
Jana Zscheischler (Universität Vechta; Leibnitz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF))
Viehhaltende Betriebe als inkumbente Akteure in Nachhaltigkeitstransitionen: Empirische Facetten aus Rotenburg (Wümme)

Abstract der Sitzung

Landwirtschaftliche Transformationen sind als geographisches Thema aktueller denn je und weisen vielfältige Schnittfelder zu Krisendebatten um unterschiedliche gesellschaftliche, globalisierungs- und umweltbezogene Strukturen und Veränderungsprozesse auf. Aus öko-logischer Sicht werden beispielsweise die negativen Umweltauswirkungen landwirtschaftli-cher Praktiken, wie CO2-Ausstoß oder der Beitrag zur Reduktion von Biodiversität betont, während Landwirtschaft im Gegenzug selbst massiv von Auswirkungen des Klima- und Umweltwandels betroffen ist. Konsument:innen fordern im Zuge geänderter Ernährungsprä-ferenzen zunehmend ethisch-moralisch vertretbare Produktionsmethoden, wie mehr Tier-wohl in der Nutztierhaltung, während produzierende Betriebe gleichzeitig den großen Preis-druck beklagen. Aus sozio-ökonomischer Sicht werden sowohl die Vulnerabilitäten landwirt-schaftlicher (Klein‑)Betriebe im globalen Süden, als auch Höfesterben und Unzufriedenhei-ten von Landwirt:innen im globalen Norden thematisiert. Dazu werden seit der Finanzkrise Investitionen in Landwirtschaft als Kapitalanlage zunehmend bedeutsam. Mit Blick auf poli-tische Positionierungen tritt dabei ein erhebliches Spannungsfeld zwischen antikapitalis-tisch-solidarischen Initiativen und Formen eines ländlichen Populismus zu Tage. Die großen Krisen der letzten Jahre, die Covid-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine, zeigen die Anfälligkeit globaler Verflechtungen der Nahrungs- und Energieproduktion und deren Konsequenzen für Fragen der Ernährungssicherheit. Vor diesen Hintergründen muss auch die Rolle der Landwirtschaft bei der (politisch gesteuerten) Entwicklung multifunktio-naler ländlicher Räume neu gedacht werden.

Wie diese kurzen Schlaglichter auf aktuelle Themen zeigen, sind landwirtschaftliche Trans-formationen skalenübergreifend vernetzt, durch gesellschaftliche Ungleichheiten und Machtverhältnisse gekennzeichnet und eng mit ökologischen Problemlagen verknüpft. Sie liegen damit am Schnittpunkt unterschiedlicher geographischer Teildisziplinen.

Die Fachsitzung lädt vor diesem Hintergrund zur Einreichung von Vortragsvorschlägen ein, die sich theoretisch oder empirisch und am Beispiel unterschiedlicher landwirtschaftlicher Teilbereiche und Untersuchungsregionen mit den folgenden und damit verknüpften The-menfeldern befassen: