Transformation der Governance zur Erhöhung der Resilienz kritischer Infrastrukturen

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Sophie van der Heijden (UN University)
Simone Sandholz (UN University)
Kurz­be­schreib­ung
Auswirkungen des Klimawandels betonen die Dringlichkeit, Kapazitäten kritischer Gesundheitsinfrastrukturen zu erhöhen, um sich auf Ausfälle der Wasserversorgung vorzubereiten. Der Vortrag stellt explorative Ansätze vor, inwieweit Praktiken der humanitären Hilfe in diesem Bereich im deutschen Kontext angewendet werden könnten.
Schlag­wörter
kritische Gesundheitsinfrastrukturen, humanitäre Hilfe, Wasserversorgung, Klimawandel

Abstract

Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen wie Starkregen, Überschwemmungen und Dürren sowie die wachsende Abhängigkeit der Gesellschaft von kritischen Infrastrukturen wie der Wasser- und Stromversorgung veranlassen uns, über anpassungsfähige kritische Infrastruktursysteme nachzudenken. Dies erfordert u. a. eine Anpassung der Organisationsstrukturen, damit sie in der Lage sind, auf komplexe und unvorhersehbare Ereignisse zu reagieren. Dies gilt insbesondere für Einrichtungen des Gesundheitswesens, die ohne Wasser oder Strom nicht lange funktionieren können. Die wissenschaftliche Literatur über Unterbrechungen bzw. Beeinträchtigungen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung enthält im Vergleich zu den technischen Aspekten nur wenige Informationen über die organisatorischen Aspekte der Notfallvorsorge und der Bewältigung solcher Vorfälle. Um die Fähigkeit kritischer Infrastrukturen zur Bewältigung von Katastrophen zu verbessern, müssen jedoch Governance- und Organisationsfragen angegangen werden.

In der wissenschaftlichen Literatur werden auch die vielfältigen Praktiken und Mechanismen übersehen, die in internationalen und humanitären Kontexten, in denen es häufig zu Beeinträchtigungen der Versorgung kommt, angewendet werden. Dies hat dazu geführt, dass bis heute vergleichsweise wenig im deutschen Kontext aufgegriffen wurde, obwohl der Bedarf einer Veränderung der gegenwärtigen Situation wächst, wie das Hochwasser 2021 gezeigt hat.

Basierend auf Interviews mit humanitären Hilfsorganisationen in ressourcenarmen Kontexten, die im Rahmen des NOWATER-Forschungsprojekts (NOtfallvorsorgeplanung der WAsserver- und -entsorgung von Einrichtungen des Gesundheitswesens – organisatorische und Technische Lösungsstrategien zur Erhöhung der Resilienz) durchgeführt wurden, wird in diesem Vortrag untersucht, was Deutschland von bestehenden Praktiken lernen könnte. Es wird untersucht, wie diese organisatorischen Aspekte einbezogen werden können, um die Widerstandsfähigkeit von Einrichtungen des Gesundheitswesens gegenüber Ausfällen der Wasserversorgung zu verbessern. Schließlich werden verfügbare Governance- und Organisationsansätze zur Bewältigung von Extremereignissen beleuchtet und deren Übertragbarkeit auf Deutschland reflektiert sowie Überlegungen zur Notwendigkeit größerer Systemveränderungen angestellt, um eine Transformation der Governance zu ermöglichen.