Treiber lokaler Transformationsprozesse: Innovationsbiographien als Methode zur Untersuchung lokaler Ernährungsinitiativen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 1.109
Autor*innen
Anna-Katharina Demes (JLU Gießen)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag nimmt Ernährungsräte und ihre Projekte mittels der Methode Innovationsbiographie in den Blick und untersucht ihre Rolle in lokalen Transformationsprozessen. Zudem wird diskutiert, inwiefern das Instrument Innovationsbiographie zur Erforschung lokaler Transformationsprozesse geeignet ist.

Abstract

Das heutige Ernährungssystem ist mit großen Herausforderungen verbunden. Eine Transformation hin zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem ist unumgänglich. Die lokale Ebene wurde bereits als fruchtbar für Transformationsprozesse identifiziert. Insbesondere Städte nehmen dabei eine wichtige Rolle für ein nachhaltigeres Ernährungssystem ein (Grießhammer und Brohmann 2015; MUFPP 2015; WBGU 2016). Eine Reihe alternativer Ernährungsnetzwerke (AENs) wurden als Gegenentwurf gegründet (Goodman et al. 2011), um die angestrebte Transformation vorzubereiten (Kropp und Stinner 2018). Zu diesen AENs können auch Ernährungsräte gezählt werden. Ernährungsräte sind meist zivilgesellschaftliche Gruppen oder Vereine, die das lokale Ernährungssystem in ihrer Stadt und Umgebung verändern möchten (Stierand 2014). Diese Veränderung, wollen sie unter Integration aller für das Ernährungssystem relevanten Akteur*innen erreichen (ebd.; Bonomelli und Eggen 2017). Neben einigen grundlegenden Gemeinsamkeiten, ist jedoch jeder Ernährungsrat einzigartig und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst (Stierand 2014). Für die Erreichung der angestrebten Veränderung thematisieren sie zum Beispiel Probleme, vernetzen Akteur*innen, bewerten und beraten die Kommunalpolitik, ermöglichen Diskussionen oder gründen verschiedene meist lokal angepasste Initiativen (ebd.; Harper et al. 2009). Beispiele sind Initiativen zum Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten oder urban Gardening Projekte. Da der Fokus der Forschung zu Ernährungsräten bisher weniger auf diesen Initiativen lag, untersucht dieser Beitrag wie diese Initiativen entstehen, sich entwickeln und funktionieren. Darüber hinaus soll erfasst werden, wer die beteiligten Personen sind, wie Arbeits- und Aushandlungsprozesse ablaufen und welche Rolle der Ernährungsrat für diese Initiativen spielt. Dazu wurden mittels der Methode Innovationsbiographie drei verschiedene Initiativen zweier hessischer Ernährungsräte untersucht. Ziel ist es den Entwicklungsprozess einer (sozialen) Innovation unter Berücksichtigung von Raum-Zeit-Pfaden, den relevanten Akteur*innen und Wissensflüssen zu erfassen (Butzin und Widmaier 2012; Butzin et al. 2013). Anhand der Innovationsbiographie einer Marburger Initiative, die sich mit dem Aufbau von Lebensmittelpunkten beschäftigt werden erste Ergebnisse vorgestellt. Darüber hinaus wird diskutiert, inwiefern der methodische Ansatz geeignet ist, um lokale Transformationsprozesse zu erfassen.