Two-Step Migration in der Diskussion: Zur Fachkräftemigration und der Rolle der Organisation Hochschule

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 6
Autor*innen
Nina Jäger (PH Ludwigsburg)
Kurz­be­schreib­ung
Hochschulen haben das Potenzial, Migrationsprozesse von internationalen Studierenden mit zu steuern. Welche räumlichen Muster dabei entstehen können, wie Hochschulen dies verantwortungsvoll umsetzen können, aber auch welche Gefahr der Instrumentalisierung der Organisation Hochschule entsteht, nimmt dieser Beitrag in den Blick.
Schlag­wörter
geographische Migrationsforschung, Bildungsgeographie, migration-industry, two-step migration

Abstract

In seinem jüngsten Positionspapier bezeichnet der Deutsche Akademische Austausch Dienst die Hochschulen als „Migrationsmagneten und -motoren für die Fachkräftezuwanderung“ (DAAD 2023, 2). Deutschland ist nach den anglophonen Ländern mittlerweile das viertgrößte Zielland weltweit für internationale Studierende (DZHW/DAAD 2022,14) und die Bleibeperspektiven nach dem Studium sind gesetzgeberisch in den letzten Jahren immer weiter verbessert worden.

Internationale Studierende sind schon seit geraumer Zeit Gegenstand der geographischen Migrationsforschung (u.a. King u. Raghuram 2012) und auch die Mobilitätsmuster in Folge eines Auslandsstudiums wurden dabei in den Blick genommen (Wolfeil 2012). In diesem Beitrag soll beleuchtet werden, wie Hochschulen als Organisationen die Migration von internationalen Studierenden mit lenken und beeinflussen können. Dies birgt einerseits große Chancen. So weisen bestimmte Hochschulen eine geographische Schwerpunktsetzung auf (beispielsweise Europa-Universität Viadrina und östliches Europa) beziehungsweise fungieren als grenzüberschreitende regionale Verbünde (Universität der Großregion). Auch das Flagschiffprogramm der Europäischen Union (Europäische Hochschulallianzen) birgt ein großes Potenzial für den europäischen Arbeitsmarkt . Gleichzeitig zeigt das Beispiel Australiens mit seiner „education-migration industry“ (Baas 2019), dass diese Möglichkeiten auch die Gefahr einer Instrumentalisierung der Hochschulen in sich bergen könnten. Der Beitrag trägt zur kritischen Diskussion des Themas bei, so dass Hochschulen im Sinne eines Motors die Fachkräftemigration positiv fördern können. Der humangeographische Beitrag liegt im Offenlegen von räumlichen Mustern, die bei der Einbindung der Organisation Hochschule entstehen.

Quelleninformation:

Baas, M. 2019. The Education-Migration Industry: International Students, Migration Policy and the Question of Skills, in: International Migration Vol. 57/3, pp. 222-234. https://doi.org/10.1111/imig.12540.

King, R. u. Raghuram, P. 2012. International Student Migration: Mapping the Field and New Research Agendas, in: Population, Space, and Place 19, 127-137, 2013.

DAAD 2023. Internationale Studierende als Fachkräfte von morgen. Positionspapier des DAAD März 2023, 18 Seiten, https://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/der-daad/daad_2023_perspektive_fachkraefte.pdf (letzter Zugriff: 27.03.2023).

DAAD/DZHW 2022. Wissenschaft weltoffen. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland und weltweit. https://www.wissenschaft-weltoffen.de/content/uploads/2022/10/wiwe_2022_web_de.pdf (letzter Zugriff: 27.03.2023)

Wolfeil, N. 2012. Auswirkungen des Auslandsstudiums auf spätere Mobilitäts- und Karrieremuster, V&R/ Vienna University Press. Göttingen: V&R/ Vienna University Press, 379 Seiten.