Ungewiss, düster und doch hoffnungsvoll: Zukünfte im Geographieunterricht

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Antonia Appel (PH Freiburg)
Kurz­be­schreib­ung
Die explizite Befassung mit verschiedenen alternativen Zukünften in der Geographischen Bildung, welche von der singulären und geschlossenen Zukunftsvision der „nachhaltigen Entwicklung“ abweichen, kann als Türöffner dienen, viele krisenbehaftete Themen offener und konstruktiver auszuhandeln.

Abstract

Besonders seit die Bewegung Fridays for Future zu Klimastreiks aufruft, sind die Themen Jugend, Zukunft und Nachhaltigkeit in den Fokus der Öffentlichkeit und zahlreicher Forschungsvorhaben gerückt (Bowman, 2020; Holfelder, 2019). Zukunft wird hierbei nicht selten als apokalyptisch anmutende Größe dargestellt, welche von Kindern und Jugendlichen passiv empfangen wird und nur schwer zu beeinflussen ist (Eckersley, 1999; Evans & Honeyford, 2012; Holden, 2006; Knops, 2023). In Bildungskontexten scheint die ungewisse Natur von Zukunft eher als Hindernis und nicht als Chance wahrgenommen zu werden, weshalb eigene, alternative oder optimistische Zukunftsvisionen kaum abgefragt oder diskutiert werden. Gerade im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwicklung mit ihrer geschlossenen und singulären Zukunftsvision der „nachhaltigen Entwicklung“ bleibt eine explizite Befassung mit verschiedenen Zukünften die Ausnahme (Hicks, 2003; Ojala, 2012; Threadgold, 2012). Als Leitfach für BNE kann die Geographie durch die explizite Befassung mit Zukünften, Zukunftsvisionen oder einer Zukunftskompetenz eine Schlüsselrolle einnehmen. Auf Grundlage einer Studie zu Zukunftsvisionen einer vierten Klasse, will der Beitrag aufzeigen, inwiefern die Auseinandersetzung mit verschiedenen Zukünften viele Türen zur Aushandlung von kontroversen, ambiguen, paradoxen und scheinbar unlösbaren Herausforderungen öffnet und so in Zeiten multipler globaler Krisen hoffnungsvolle, kreative und ermutigende Momente stiftet.

Bowman, B. (2020). Imagining future worlds alongside young climate activists: a new framework for research. Fennia - International Journal of Geography, 197(2), 295–305.

Eckersley, R. (1999). Dreams and expectations. Futures, 31(1), 73–90.

Evans, B., & Honeyford, E.‑J. (2012). Brighter futures, greener lives: Children and young people in UK sustainable development policy. In P. Kraftl (Ed.), Critical geographies of childhood and youth: Policy and practice (pp. 61–77). Policy Press.

Hicks, D. (2003). Lessons for the future: The missing dimension in education. Futures and education series. Routledge/Falmer.

Holden, C. (2006). concerned citizens. Education, Citizenship and Social Justice, 1(3), 231–247.

Holfelder, A.‑K. (2019). Towards a sustainable future with education? Sustainability Science, 14(4),

Knops, L. (2023). The Fear We Feel Everyday: Affective Temporalities in Fridays for Future. South Atlantic Quarterly, 122(1), 203–214.

Ojala, M. (2012). Hope and climate change: the importance of hope for environmental engagement among young people. Environmental Education Research, 18(5), 625–642.

Threadgold, S. (2012). ‘I reckon my life will be easy, but my kids will be buggered’: ambivalence in young people’s positive perceptions of individual futures and their visions of environmental collapse. Journal of Youth Studies, 15(1), 17–32.