Unterrichtsqualität im Fach Geographie: Herleitung und kritische Diskussion eines Modells

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 2.105
Autor*innen
Nina Scholten (Universität Münster)
Natalie Bienert (Universität Münster)
Kurz­be­schreib­ung
Es wird ein fachspezifisches Modell zur Beschreibung von Unterrichtsqualität im Fach Geographie hergleitet und vorgestellt und darauf aufbauend sowohl kritisch diskutiert als auch dessen Mehrwert für Schulpraxis und Wissenschaft ausgelotet.

Abstract

Die Frage nach Merkmalen eines qualitätsvollen Unterrichts ist in vielerlei Hinsicht von Belang, aber nicht einfach zu beantworten. Vorstellungen zur Unterrichtsqualität werden durch Modelle kommunizer- und verhandelbar. Mehren und Mehren (2022) haben ein solches Modell zur Unterrichtsqualität im Fach Geographie in einer unterrichtspraktischen Zeitschrift veröffentlicht. Das Modell dient in erster Linie der Aus‑, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften. Es unterscheidet grundsätzlich zwischen Sicht- und Tiefenstrukturen des Unterrichts. Im Bereich der Tiefenstrukturen besteht es aus drei hierarchischen Ebenen: Leitideen, Basisdimensionen und Merkmalen sowie einem Beobachtungskatalog. Auf der Ebene der Basisdimensionen werden neben drei generischen Dimensionen, drei fachspezifische Dimensionen ergänzt: fachliche Strukturiertheit, gegenstandsbezogene Qualität und adaptiv-inhaltliche Unterstützung, die in den Merkmalen und im Beobachtungskatalog zunehmend in Hinblick auf unterrichtliche Aktivitäten konkretisiert werden.

Das Modell beruht strukturell auf dem prominenten generischen Modell der drei Basisdimensionen (Klieme & Rakoczy, 2008) und fachdidaktischen Erweiterungen dieses Modells durch einen Diskussionsimpuls von Praetorius & Kleickmann (2018). Zum anderen ist der aktuelle  wenngleich bisher noch recht überschaubare  fachspezifische Diskurs zur Unterrichtsqualität im Fach Geographie (beispielsweise Rempfler, 2018; Streitberger & Ohl, 2017) aufgegriffen worden. Darüber hinaus wurde das Modell während der Entwicklung mit zahlreichen Fachleitungen vor dem Hintergrund ihrer Ausbildungsperspektive und der eigenen Unterrichtstätigkeit intensiv diskutiert.

Vor dem Hintergrund der Erläuterung werden die Fachspezifität des Modells, die Zuordnung generischer und fachdidaktischer Merkmale und die Zusammenhänge im Modell kritisch diskutiert. Darüber hinaus wird der Mehrwert des Modells für die fachdidaktische Lehre und Schulpraxis deutlich gemacht und für die Forschung ausgelotet.

Klieme, E., & Rakoczy, K. (2008). Empirische Unterrichtsforschung und Fachdidaktik. Outcome-orientierte Messung und Prozessqualität des Unterrichts. Zeitschrift für Pädagogik, 54(2), 222-237.

Mehren, M., & Mehren, R. (2022). Fachbezogene Tiefenstrukturen - Woran erkenne ich die Qualität des Geographieunterrichts. Praxis Geographie, 52(7/8), 4-11.

Rempfler, A. (2018). Wirksamer Geographieunterricht - eine Synthese aus 18 Experteninterviews. In A. Rempfler (Ed.), Wirksamer Geographieunterricht (pp. 206-219). Schneider Verlag Hohengehren.

Streitberger, S., & Ohl, U. (2017). Einsatzmöglichkeiten des Augsburger Analyse- und Evaluationsrasters für Bildungsmedien in der Geographiedidaktik. Eine domänenspezifische Analyse am Beispiel eines kostenlosen Online-Unterrichtsmaterials zur globalen Produktionskette von Smartphones. In C.