Unterrichtsqualität im Geographieunterricht: Eine empirische Sekundäranalyse der externen Schulevaluation in Sachsen
Abstract
Qualitativer (Fach‑)Unterricht gilt als zentraler Prädiktor für den Lernerfolg von Lernenden, wobei derzeit keine empirisch belastbaren Aussagen zur geographischen Unterrichtsqualität vorliegen. Ziel dieser quantitativen Sekundäranalyse ist a) die Erfassung des Status Quos des Geographieunterrichts in seinen Qualitätsdimensionen sowie Einflussfaktoren zur erstmaligen Generierung empirischer Einblicke sowie b) ein anschließender Vergleich mit der Unterrichtsqualität der Nachbarfächer Geschichte und Biologie, um zentrale Stellschrauben zur Qualitätsverbesserung zu identifizieren. Datengrundlage bilden n=679 durch externe Ratende des sächsischen Schulamtes beobachtete Geographieunterrichtseinheiten. Mithilfe eines standardisierten Unterrichtsbeobachtungsbogens bewerteten diese den Geographieunterricht auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1=trifft nicht zu, 5=trifft vollkommen zu). Insgesamt fällt die geographische Unterrichtsqualität tendenziell positiv aus (M=3,53). Ferner wurden faktorenanalytisch sechs Subskalen geographischer Unterrichtsqualität gebildet: Klassenführung, Klarheit & Struktur, Konsolidierung, Schülerorientierung, inhaltliche Auseinandersetzung und Individualisierung des Lernens. Durchweg zeigt sich, dass die geographische Unterrichtsqualität in stärker pädagogisch-organisatorischen Subskalen höher ausfällt als in stärker fachlich-lernprozessbezogenen. Signifikante Unterschiede bestehen teils zwischen den Subskalen, Jahrgangsstufen und Schulformen. So ist festzustellen, dass Geographieunterrichtsqualität in der Sekundarstufe I an Gymnasien signifikant höher ausfällt als an Mittel-/Oberschulen. Außerdem ist ein leichter Anstieg der Unterrichtsqualität während des Erhebungszeitraums von M=3,17 (2005/2006) auf M=3,78 (2015/16) zu konstatieren. Weiterhin zeigen sich im Fächervergleich sowohl signifikante Unterschiede (z.B. signifikant höhere inhaltliche Auseinandersetzung in Biologie) als auch weitläufig konvergierende Trends (z.B. fachunabhängig geringe Individualisierung des Lernens) zwischen den Fächern. Demnach ergibt sich die Frage, inwiefern Unterrichtsqualität, zumindest in einigen Dimensionen, tatsächlich fachspezifisch ist und, wenn ja, wie bestehende Erhebungsinstrumente adaptiert werden müssen, um Fachspezifität adäquat abbilden zu können. Diese Fragen sowie weitere Ergebnisse werden im Rahmen des Vortrags vorgestellt und diskutiert.