Ursache.Wirkung.Relation: Schüler*innen fördern, Kausalbeziehungen im Geographieunterricht zu konstruieren und zu versprachlichen

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 0.105
Autor*innen
Johannes Heuzeroth (Universität zu Köln)
Kurz­be­schreib­ung
Ausgehend von den inhaltlichen und sprachlichen Merkmalen, erörtert der Beitrag Fördermaßnahmen für die Konstruktion und schriftlichen Versprachlichung komplexer Kausalbeziehungen im Geographieunterricht.

Abstract

Kausalität im Geographieunterricht beschreibt grundsätzlich einen funktionalen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Dieser Zusammenhang ist dabei in Zeit und in Raum eingefasst. Eine Ursache ist das Potenzial, dass ein Element eine bestimmte Wirkung hervorrufen kann oder eine Veränderung initialisiert. Eine Wirkung beschreibt die Veränderung, d.h. die Wirkungseffekte eines Elementes auf ein oder mehrere andere Elemente. Die Wechselbeziehung von Ursache und Wirkung wird durch Richtung, Stärke, Abhängigkeit, damit durch Zeit und Räumlichkeit der Interaktion der Elemente bestimmt (Drewitz 2020, 33-34; Heuzeroth 2021).

Bei der Vermittlung dieser kausalen Denkkompetenzen im Geographieunterricht fällt jedoch auf, dass Schüler*innen einerseits vorwiegend monokausale, lineare Kausalbeziehungen entwickeln (vgl. Yuaa et al., 2016, Rempfler und Mehren, 2011), andererseits jene oftmals sprachliche und fachliche Defizite aufweisen (Heuzeroth und Budke 2021, 23-25). Die Komplexität von Mensch-Umwelt-Beziehungen wird dadurch fachlich unzureichend abgebildet. Diverse Studien belegen die herausragende Bedeutung von Sprache bzw. Sprachbewusstheit für das fachliche Lernen im Allgemeinen und eine inhaltlich-sprachlich kohärente Entwicklung geographischer Kausalbeziehungen im Besonderen (vgl. Heuzeroth und Budke 2020, 2021).

Für das Ziel des Geographieunterrichtes ein höheres Systemverständnis anzubahnen, um damit die Fähigkeit Systeme zielgerichtet zu verändern (Mehren et al. 2016), bedarf es fachliche Sprachkompetenzen (Budke und Kuckuck 2017) die eine Konstruktion und Versprachlichung sowie das Verständnis komplexer, multikausaler Strukturen ermöglichen bzw. fördern.

Multikausale Kausalbeziehungen im Geographieunterricht definieren sich dabei durch mindestens 3 Systemelemente, die durch komplexe Beziehungen (Relationen) interagieren und eine systemische Eigenschaft adäquat repräsentieren (Fögele, Mehren und Rempfler 2020). Systemelemente werden dabei sprachlich mit Fachwörtern bzw. Substantiven abgebildet. Der sprachliche Kausalmarker für die inhaltlichen Aspekte Wirkrichtung, Stärke und Zeit einer fachlichen Relation sind Verben (Heuzeroth, 2021, 34-40). Für die Klärung der Abhängigkeit von Ursache und Wirkung wird mit syntaktischen Mitteln ausgedrückt, d.h. die Verbindung des Hauptsatzes und Nebensatzes mit einer kausalen Konjunktion. Für die Abbildung von Systemeigenschaften ist Kohärenz das zentrale Merkmal. Kohärenz heißt, dass die sprachlichen Kausalmarker eine fachwissenschaftlich richtige Repräsentation von Elementen und Relationen und den systemspezifischen Eigenschaften abbilden (Heuzeroth und Budke 2022, 31-33).

Der Beitrag erörtert studienbasiert Ansätze, Methoden und konkrete Ideen für sprachliche Förderstrategien im Bereich der schriftlichen Sprachproduktion für die inhaltlich-sprachlich kohärente Entwicklung komplexer, systemischer multikausaler fachlicher Relationen im Geographieunterricht.