Verantwortung und die Zukunft von Versicherungen im Zeichen des Klimawandels: Das Beispiel Australien

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 3.107
Autor*innen
Julia Plaß (Universität Bayreuth)
Kurz­be­schreib­ung
Risiken in Australien sind privatisiert, was heißt, dass Individuen die Risiken des Klimawandels selbst bewerten müssen. Allmählich führt dies aber zu einer Verantwortungsverschiebung, weshalb Akteur*innen und deren Verantwortung im Umgang mit dem Klimawandel diskutiert werden.
Schlag­wörter
Versicherung, Klimawandel, Verantwortung, Risikomanagement, Australien

Abstract

Derzeit bekommt Australien die Auswirkungen des dritten La Niñas in Folge zu spüren, was vor allem in den Bundesstaaten New South Wales, Victoria und Queensland zu starken Überschwemmungen führt. Diese schädigen nicht nur die Wirtschaft und Infrastruktur, sondern zerstören auch Wohnhäuser und Habseligkeiten von tausenden Menschen.

Ein Mechanismus, der Individuen im Umgang mit solchen Ereignissen unterstützen soll, ist die Gebäude- und Hausratversicherung. In Australien ist diese privat und deckt entsprechend oftmals nicht alle Arten von Hochwasser ab. Mit dem fortschreitenden Klimawandel und der damit einhergehenden Zunahme der Frequenz und Intensität von Extremwetterereignissen werden sich die Versicherungsprämien voraussichtlich weiter erhöhen, was letztendlich dazu führt, dass Gebäude- und Hausratversicherungen für viele Individuen unbezahlbar werden. Dies gilt insbesondere für diejenigen, welche in den Regionen leben, die am häufigsten und stärksten von diesen Extremwetterereignissen betroffen sind.

Dennoch spielt neben der australischen Regierung, die Versicherungsbranche, bereits eine entscheidende Rolle, wenn es um die (finanzielle) Absicherung gegen Extremwetterereignisse und ihrer Folgen geht. In diesem Kontext steht vor allem die Frage nach Verantwortung im Fokus.

Basierend auf einer qualitativen Datenerhebung aus dem Jahr 2022 argumentieren wir, dass die Zunahme von Extremwetterereignissen und die starke Privatisierung der Risiken zu einer Verlagerung der Verantwortung für den Schutz der Lebensgrundlagen des Einzelnen führt. Damit einhergehend wird sich zukünftig die Art und Weise wie wir über die Rolle der Versicherungsbranche in Australien, aber auch darüber hinaus, denken, verändern.

Daher liegt der Fokus dieser Forschung auf der Zukunft der Gebäude- und Hausratversicherung in Australien. Dazu werden Akteur*innen identifiziert die an Maßnahmen zur Reduzierung der Vulnerabilität und zur Erhöhung der Resilienz der australischen Bevölkerung beteiligt sind. Durch eine Auseinandersetzung mit dem Verantwortungsbegriff, der Bezahlbarkeit von Versicherungen und der Verteilung von Risikoinformationen soll erforscht werden, wie sich die Vorstellung von Verantwortung im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel verändert. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines stärkeren Zusammenspiels verschiedener Akteur*innen zu schärfen, wenn es darum geht, dass Individuen fundierte Entscheidungen über Wohnort, Risikomanagement und Anpassungsmaßnahmen treffen.