Virtual Reality und deren Ansprüche an eine geographische Bildung im Zeitalter der Digitalität

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 1.105
Autor*innen
Nina Brendel (Universität Potsdam)
Katharina Mohring (Universität Potsdam)
Kurz­be­schreib­ung
Virtual Reality schafft neue, machtvolle Raumerfahrungen, die verschiedener, „achtsamer“ Zugriffe aus aktuellen humangeographischen Debatten bedürfen. Der Vortrag stellt anhand theoretischer Überlegungen und empirischer Studien Konsequenzen für die geographische Bildung vor.

Abstract

Digitalität wirkt in und auf verschiedenste Diskurse unseres Fach, darin zeigt sich ihre transformative Wirkkraft (Bauder 2021). Damit stellen sich auch neue Anforderungen an geographische Bildung. Dies wird besonders eindrücklich im Kontext von Virtual Reality (VR), mit dem neue Formen des Erlebens, der (De‑)Konstruktion und Reflexion von Raumerfahrungen einhergehen: VR kann erwirken, dass Personen sich in der virtuellen Realität präsent fühlen, in diesem Raum (oder mehreren) anwesend sind und Erfahrungen als real erleben, verarbeiten und erinnern (u.a. Slater et al. 2022). Eine Vielzahl an Studien zeigte, dass VR-Erleben Einstellungen, Verhalten und Identitätsempfinden verändern kann. VR stellt damit eine sehr machtvolle Form des (geographischen) Visualisierens und eine neue Form des Raumerlebens dar, die einen „achtsamen“ Umgang mit diesem Medium erfordern (Brendel u. Mohring 2020): Denn VR wirkt stark emotional, affektiv, atmosphärisch und mit dem Körper. Bildung zu und mit VR muss demnach zwingend emotionale Zustände, Körperreaktionen und Gestimmtheit von Lernenden im VR-Setting antizipieren, explizieren und reflektieren. Aktuelle humangeographische Debatten (z. B. Atmosphären, emotionale Geographien, more-than-representational u.a.m) bieten hierzu für die (geographische) Bildung und darüber hinaus adäquate und notwendige „Werkzeuge“ an. Den Disziplinen Geographie und Geographiedidaktik kommt durch diese neuartige Form des einerseits bewusst-designten und andererseits subtil-wirksamen, realitätsgleich erlebten Raumes eine zentrale Rolle und Verantwortung in der Debatte um VR in der Bildung zu.

Im Rahmen des Vortrags soll das Konzept des „achtsamen“ Einsatzes von VR vorgestellt (Brendel u. Mohring 2020) und anhand eigener empirischer Daten dargelegt werden, welche neuen Ansprüche VR an die geographiedidaktische Reflexion virtueller Raumerfahrungen stellt und wie diesen im Geographieunterricht zu begegnen ist.

Literatur:

Bauder, Michael. 2021. „Raum“ In Handbuch Digitale Geographien. Welt – Wissen – Werkzeuge, hrsg. v. Tabea Bork-Hüffer, Henning Füller und Till Straube, 77-91. Paderborn: Schöningh.

Brendel, Nina und Katharina Mohring. 2020. „Virtual-Reality-Exkursionen im Geographiestudium – neue Blicke auf Virtualität und Raum“ In Medien - Wissen - Bildung: Augmentierte und virtuelle Wirklichkeiten, hrsg. v. Andreas Beinsteiner, Lisa Blasch, Theo Hug, Petra Missomelius und Michaela Rizzolli, 189- 204. Innsbruck: University press.

Slater, Mel, Domna Banakou, Alejandro Beacco, Jaime Gallego, Francisco Macia-Varela und Ramon Oliva. 2022. “A Separate Reality: An Update on Place Illusion and Plausibility in Virtual Reality” Frontiers in Virtual Reality, 3 (914392).