Warum fortlaufende Gedanken um Ethik beim Einsatz von GIS wünschenswert sind

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 4.107
Autor*innen
Yannick Fernholz (Weizenbaum-Institut e.V.)
Thomas Kox (Weizenbaum-Institut e.V.)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag zeigt durch einen systematischen Überblick über bestehende ethische Richtlinien und Verhaltenskodizes von Institutionen und Organisationen, die räumliche Daten verarbeiten, den aktuellen Stand der ethischen Debatte in der GIS-Community
Schlag­wörter
Digitalisierung, Ethik, Wahrnehmung, GIS, Datenschutz

Abstract

Ethische Fragestellungen sind zu einem immer wichtigeren Thema im Bereich der Wissenschaften geworden, da heutzutage die Verwendung persönlicher Daten und die Auswirkungen der Wissenschaft auf die Gesellschaft berücksichtigt werden. Geografische Informationssysteme (GIS) werden in einer Vielzahl von (Alltags‑)Situationen und im beruflichen Umfeld eingesetzt und haben mitunter große Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Ethische Überlegungen sind daher schon seit längerem gegenwärtig in der GIS-Community. So wurden in der Vergangenheit ethische Richtlinien und Standards entwickelt, um zu definieren, wie GIS-Anwender:innen Daten sammeln und analysieren sollten. Bevor die ersten GIS-Ethik Richtlinien veröffentlicht wurden, argumentierte Jeremy Crampton (1995), dass die Entwicklung starrer ethischer Leitfäden möglicherweise nicht die richtige Lösung ist, um ethisches Verhalten zu gewährleisten. Die Bewertung muss sowohl die interne (d.h. das gute Verhalten) als auch die externe (kontextbezogene) Perspektive berücksichtigen. Die Anwendung von GIS sollte im Rahmen einer umfassenderen ethischen Bewertung auf der Grundlage des spezifischen Anwendungsfalls überprüft werden, anstatt einfach nur Regeln zu befolgen, wie z. B. die Einhaltung der Genauigkeit beim Umgang mit personenbezogenen Daten. Bestimmte Verhaltensregeln (ethische Richtlinien) bieten Fachleuten eine Orientierungshilfe, doch können sie nicht für jede Herausforderung, mit der diese konfrontiert werden könnten, eine klare Hilfestellung bieten. Die Tugendethik, einschließlich der praktischen Ethik, stellt eine Ergänzung zu den berufsethischen Kodizes und Verhaltensregeln dar (Bright et al. 2006; Chun 2005; Harvey 2014) und hilft Fachleuten, bestimmte Situationen besser zu beurteilen. Dieser Beitrag zeigt einen systematischen Überblick über bestehende ethische Richtlinien und Verhaltenskodizes von Institutionen und Organisationen, die räumliche Daten verarbeiten, und über den aktuellen Stand der ethischen Debatte in der GIS-Community. Es zeigt sich, dass ethische Überlegungen unter den GIS-Anwender:innen eine wichtige Rolle spielen, und die Organisationen ihren Mitgliedern detaillierte Leitlinien zur Verfügung stellen. Trotz dieser theoretischen Anleitungen wäre es allerdings von Vorteil, mehr praktische Anleitungen in Form von konkreten Fallstudien einzubeziehen, um die Einhaltung der ethischen Grundsätze zu verbessern.