Was passiert vor der Innovation? Forschende Begleitung einer bottom-up Initiative für soziale Innovationen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 3.107
Autor*innen
Saskia Griffig (Hochschule Niederrhein)
Angelika Krehl (Hochschule Niederrhein)
Ann Marie Krewer (Hochschule Niederrhein)
Kurz­be­schreib­ung
Annehmend, dass Resonanzerfahrungen wichtige Treiber sozialer Innovationen sind, erfolgt im Beitrag die Analyse einer sich konstituierenden Initiative zur Schaffung einer sozialen Innovation. Im Fokus steht die Beziehungsdynamik beim Themengenese- und -auswahlprozess vor der eigentlichen Innovation.
Schlag­wörter
Soziale Innovation, Regionales Innovationssystem, Resonanz, causal process tracing, innovation biography

Abstract

Angesichts großer gesellschaftlicher Herausforderungen, aktueller und zukünftiger Krisen hat sich das Verständnis von Innovation und dem, was Innovationen leisten sollen, erweitert. Innovationen werden zunehmend an ihrer normativen Ausrichtung gemessen und neben technischen Neuerungen gewinnen soziale Innovationen an Bedeutung.

Im Rahmen des Projekts „R³ - Regional. Responsibility. Resonance.“, in dessen Kontext dieser Beitrag steht, werden aus empirischer Sicht fallstudienbasiert die Effekte von resonanzfördernder Corporate Regional Responsibility auf die gesellschaftliche Innovationsfähigkeit in strukturschwachen Regionen untersucht. Angenommen wird dabei, dass auf lokaler Ebene geschaffene Resonanz- und Selbstwirksamkeitserfahrungen wichtige Treiber für soziale Innovationen sind, da Akteur*innen und Stakeholder*innen durch diese Erfahrungen neue Innovationsdynamiken entfalten.

Im vorliegenden Beitrag werden diese Überlegungen anhand einer sich aktuell konstituierenden Initiative zum Thema „soziale Kohäsion“ exemplarisch überprüft. Bei der „Initiative Dahlien“ handelt es sich um eine Nachbarschaftsinitiative in Mönchengladbach, die Bewohner*innen, Gewerbetreibende und Akteur*innen des Quartiersmanagements zusammenbringt.

Die Entstehung und Entwicklung dieser Initiative wird mithilfe des causal process tracing analysiert. Methodisch kommen dabei für die Analyse der Entstehung der Initiative Dokumentanalysen und teilstrukturierte Interviews zum Einsatz, die mit einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden (Innovation Biography Ansatz). Für die forschende Begleitung ihrer weiteren Entwicklung werden diese Analysen durch die teilnehmende Beobachtung von Sitzungen und Gesprächen sowie Dokumentanalysen von Tischvorlagen, Protokollen und Notizen ergänzt. Das Zusammenführen des rückblickenden und des begleitenden Analysestrangs verspricht einen Eindruck über die beteiligten Akteur*innen und ihre Netzwerke, die Themengenese und -auswahl der Initiative sowie etwaige Resonanzbeziehungen zwischen den Beteiligten und ihrer Umwelt, die in eine soziale Innovation münden sollen.

Das Ziel des Beitrags ist daher zum einen am Beispiel der Initiative ein Verständnis der Beziehungsdynamik der individuellen Akteur*innen im regionalen Innovationssystemen zu erlangen, insbesondere zur Frage mit welcher Motivation die Teilnehmenden sich in den Prozess begeben und wie die erlebten Resonanzerfahrungen sich wechselseitig auswirken. Zum anderen sollen erste Einblicke gewonnen werden, wie sich die Akteurskonstellation aus organisationssystematischer Perspektive auf den Themengenese- und -auswahlprozess vor der eigentlichen Innovation auswirkt. Dabei sollen unter anderem immanente (Macht‑)Strukturen sichtbar werden. Aus der Gesamtbetrachtung dieses Innovationsprozesses gilt es, Hinweise zu Gelingensbedingungen eines innovationsfördernden Umfelds zu abstrahieren, die in vergleichend angelegten Fallstudiendesigns vertieft und verifiziert werden.