Innovation! – Innovation? – Innovationsfähigkeit: Wie lässt sich ein breiter Innovationsbegriff im Kontext geographischer Forschung konzeptualisieren? (1/2)
Abstract der Sitzung
Innovationen können einen Beitrag dazu leisten, gesellschaftliche Herausforderungen (Grand Challenges) wie bspw. ökologische Transformation, sozio-demografischen Wandel, den Umgang mit disruptiven Ereignissen (z.B. Pandemie) aber auch die Bewältigung sozialer Ungleichheit zu adressieren. Insbesondere disruptive Innovationen sind in dieser Logik folgend Schlüsselelemente in Wandlungsprozessen. Hieraus kann jedoch auch Handlungsdruck auf und für Akteure in Gemeinschaften oder Regionen erwachsen, die als nicht besonders innovativ gelten. Die Förderung von Innovationen wird daher als zentraler Ansatz gesehen, regionale, nationale oder globale Veränderungsprozesse aktiv zu gestalten, Wohlstand und Lebensqualität zu sichern und regionale Anpassungsfähigkeit sowie Resilienz zu stärken.
Mit dem Ansatz der missionsorientierten Forschungs- und Innovationspolitik zeichnet sich jedoch ein Paradigmenwechsel ab. Neben bisher primär betrachteten technologischen und wirtschaftlichen Aspekten rücken nun insbesondere soziale und gesellschaftliche Mehrwerte von Innovationen in den Fokus. Dies geht einher mit der Erweiterung des Spektrums an Innovationsakteuren: Neben „klassischen Akteuren“ aus Forschung, Entwicklung und Wirtschaft treten vermehrt Sozialunternehmen, Wohlfahrtsorganisationen, Verwaltung und Politik sowie weitere zivilgesellschaftliche Akteure in das Blickfeld. Gleichzeitig wird anerkannt, dass es zur Adressierung nationaler und globaler Herausforderungen, insbesondere auch einer Berücksichtigung translokaler Faktoren und lokaler gesellschaftlicher Bedürfnisse und somit offener und zugleich regionaler Lösungsansätze bedarf.
Ein breites Verständnis des Innovationsbegriffs, welches neben ökonomisch-technologischen, insbesondere soziale, ökologische und kulturelle Aspekte des Innovationsgeschehens inkludiert, führt jedoch zu einer Reihe offener Fragen, wie z.B.:
- Wie lassen sich Innovationen von weiteren Formen und Praktiken der gesellschaftlichen Wertgenerierung unterscheiden?
- Wie kann ein breites Innovationsverständnis für empirische Forschungen operationalisiert werden?
- Wie können (regionale) Innovationsdynamiken empirisch erforscht werden, wenn ein breit definierter, „verwaschener“ Innovationsbegriff verschiedenste Ansätze und Themenfelder zusammenbringt?
- Wie kann eine breite, die Bevölkerung aktivierende, Innovationsfähigkeit auf regionaler Ebene gefördert werden?
- Wie können Neuerungsprozesse, die sich möglicherweise einer expliziten Innovationszuschreibung entziehen, im Kontext problemzentrierter Innovationspolitiken gefördert werden?
Die Sitzung verfolgt das Ziel, einen Beitrag zur konzeptionellen Schärfung und empirischen Untermauerung von gesellschaftlichen Innovationen und dem Begriff der Innovationsfähigkeit zu leisten. Wir freuen uns über Beiträge, die sich auf konzeptioneller, methodischer oder empirischer Ebene mit aktuellen Fragestellungen zu gesellschaftlicher Innovationsfähigkeit, regionaler Innovationskapazität befassen.