Wege zu einer mehr-als-menschlichen Konzeptualisierung von Ort
Abstract
Die Konstitution von Orten wird klassischerweise konzeptionalisiert im Rahmen sozialer Bedeutungszuschreibungen an einen Standort. Diese Bedeutungszuschreibungen können die Form umkämpfter Verortungen annehmen, wenn konfligierende Bedeutungszuschreibungen (politisch) in Konkurrenz zueinander treten. Insbesondere die empirische Ortsforschung hat sich daher in der Vergangenheit mit Bedeutungszuschreibungen im Rahmen von Diskursen, Narrationen und Handlungen auseinandergesetzt und bspw. im Rahmen der geographischen Konfliktforschung fruchtbar gemacht. Ort wird so als potenziell gesellschaftlich umkämpftes Sinnkonzept entworfen und nimmt einen relationalen Charakter an.
Vergleichsweise wenig entwickelt ist demgegenüber eine Konzeptionalisierung von Ort, die Ort zwar nach wie vor als dynamische Konfiguration entwirft, ihn jedoch jenseits der reinen Bedeutungsdimension denkt. Vor diesem Hintergrund exploriert der Vortrag Möglichkeiten einer mehr-als-menschliche Konzeptionalisierung von Ort und versucht so neue Wege jenseits der Sinn/Materie Dichotomie und des Anthropozentrismus für eine nicht-dualistische Ortsforschung zu erschließen. Ziel ist es für die Ortsforschung den Gedanken der Verbundenheit des Menschen mit seiner Mitwelt, ihrer Materialität und anderen Spezies fruchtbar aufschließen und so ein verändertes Ortsverständnis anregen. Hierzu entwirft der Vortrag u.a. mit Referenz zum Transaktionskonzept von Dewey ein dynamisch-relatives Ortsverständnis, in dem der Mensch dezentriert wird und das die Rolle anderer Entitäten der Mitwelt für die Konstitutionsprozesse von Orten anerkennt.