Wege zur Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen der Trinkwasserversorgung: Forschungsperspektiven aus der Praxis
Abstract
Klimatische Extremereignisse stellen für Wasserversorgungsunternehmen (WVU) eine zu-nehmende Herausforderung bei der Sicherstellung der Daseinsvorsorge dar. Potenziell ge-fährdende Ereignisse wie Stromausfälle oder IT-Angriffe können die Sicherheit der Trinkwasserversorgung zusätzlich beeinflussen. Die von der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz (wvr) betreuten Forschungsprojekte TrinkXtrem, aKtIv und IMPULS (Fördermittelgeber BMBF und BBK) haben die Sicherstellung der Daseinsvorsoge, die Vorbereitung auf zukünftige Herausforderungen und Stärkung der Resilienz zum Ziel.
Durch häufigeres Auftreten hydrologi-scher Extremereignisse werden die Grenzen zwischen dem Management im Normalbetrieb, dem Spitzenlastmanagement und dem Krisenmanagement der Wasserwerke zunehmend aufgelöst. Das Forschungsprojekt TrinkXtrem (Anpassungsstrategien der öffentlichen Trinkwasserversorgung an Extremereignisse) befasst sich daher mit szenarienbasierten Vorhersagen des Verlaufs von Extremereignissen anhand der Auswirkungen auf die Rohwasserqualität sowie auf Wasserdargebot und -bedarf. Gemeinsam mit diversen Projektpartner*innen werden Methoden, Vorsorgekonzepte und praxisnahe Werkzeuge für Extremereignisse entwickelt.
Die Erhöhung der Resilienz der Wasserversorgung bzw. die Verhinderung von Einschränkungen der Trinkwasserversorgung aufgrund zu geringem Wasserdargebot ist das übergeordnete Ziel von aKtIv (agile Netzsteuerung zur Erhöhung der Resilienz der Kritischen Infrastruktur Wasserversorgung). Um eine Gefährdung der Versorgungssicherheit zu vermeiden und die Resilienz der Wasserversorgung zu erhöhen, bedarf es einer situationsabhängigen kunden(gruppen)spezifischen Regulierung von Wasserabgabemengen. Hierzu sind Steuerungssysteme im Wasserversorgungssystem notwendig, deren Regelentscheidungen sich anhand der Daten- und Informationsvielfalt und der Dynamik der Regelungsvorgänge einer Unterstützung von Künstlicher Intelligenz bedienen.
Zur Berücksichtigung der Vernetzungen und Interdependenzen zwischen KRITIS bietet das integrierte Risikomanagement (IRM) einen Lösungsansatz, mit dem die Prozesse des Risikomanagements von Seiten staatlicher und kommunaler Stellen sowie auch von KRITIS einbezogen werden. Lösungsmöglichkeiten zur vermehrten und verbesserten Verknüpfung von Risikomanagementprozessen darzulegen ist das vorrangige Ziel des Projekts IMPULS (Integriertes Risikomanagement – Push- und Pull-Faktoren der Kritischen Infrastrukturen). Bundesweite Interviews sowie das Fallbeispiel der wvr veranschaulichen Möglichkeiten zur Umsetzung eines IRM anhand diverser Akteure.
Durch ihre geographische Lage ist die wvr als zweitgrößtes WVU in Rheinland-Pfalz beson-ders von klimatischen Extremereignissen, insbesondere Dürren, betroffen. In Zusammenarbeit mit interdisziplinären Partner*innen beteiligt sich die wvr daher an drei Forschungsprojekten, um auch künftig die Trinkwasserversorgung in ausreichender Menge und Qualität so resilient wie möglich sicherstellen zu können.