Wie kann Geographiedidaktik Mündigkeit und Visionsfähigkeit an Hoch-/Schulen fördern?

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 2.105
Autor*innen
Karin Huser (PH Zürich)
Kurz­be­schreib­ung
Anhand elementarisierter Beispiele zu Politikzyklus und nachhaltiger Landschaftsentwicklung wird aufgezeigt, wie Mündigkeit und Visionsfähigkeit mithilfe des didaktischen Doppeldeckers bei Lehramtsstudierenden und ihren künftigen Schüler:innen gefördert werden kann. Open Educational Resources unter www.landschaftswissen.ch.
Schlag­wörter
Geographische Bildung, politisch bildender Geographieunterricht, Primarschule, Open Educational Resources

Abstract

Mündigkeit wird im politisch bildenden Fachunterricht als Fähigkeit verstanden, selbstbestimmt komplexe und kontroverse Problemlagen zu beurteilen und darauf aufbauend zu handeln (z.B. Pettig 2021). Mensch-Umwelt-Beziehungen sollen gemäss Anforderungen an die Schulgeographie ganzheitlich vermittelt werden (z.B. Kidmann u. Schmeinck 2022; Adamina et al. 2016). Landschaften – verstanden gemäss europäischer Landschaftskonvention (2000, Art.1) - verbinden die Lebenswelt der Lernenden (Studierende des Lehramtes Primarstufe und Schüler:innen) mit gesellschaftspolitischen Aktualitäten und Herausforderungen, wie beispielsweise Klimawandel, Zersiedelung, Gentrifizierung und Biodiversitätsverlust. Daher eignen sich Alltagslandschaften in besonderem Masse, mehrperspektivische, vernetzende, zukunfts- und partizipationsorientierte Denkweisen zu fördern. Der schweizerische Lehrplan 21 sieht vor, dass Schüler:innen der Jahrgangsklasse 3-6 Raumveränderungen erfassen, über deren Auswirkungen und die künftige Gestaltung und Entwicklung nachdenken sowie Möglichkeiten der Mitwirkung im Nahraum erkennen (Lehrplan 21 NMG 8.3, 10.5). Eine solche teilhabende Perspektive auf Raum ermöglicht gelebte Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen (UNO-Kinderrechtskonvention, Art.6). Dieses Gestaltungspotenzial zu erkennen ist eine wichtige Voraussetzung auf dem Weg zu Mündigkeit. Lernende sollen sich als gestaltende Subjekte wahrnehmen und sich positionieren (https://pb-tools./ch). Jedoch zeigen junge Menschen noch zu wenig Teilhabe und Engagement an demokratischen Prozessen, weshalb die Bemühungen der politischen Bildung verstärkt werden müssen (z.B. BMU 2019; gfs.bern 2019).

In der geographiedidaktischen Lehre der Pädagogischen Hochschule Zürich werden angehende Primarlehrkräfte u.a. mithilfe des didaktischen Doppeldeckers (Wahl 2005) und neu entwickelter Open Educational Resources ausgebildet. Letztere bestehen aus einer Informationsbroschüre, einem Bilderbuch «Ich entdecke Landschaften» und Lehr-Lernmaterialien für die Jahrgangsklassen 3-6 (siehe www.landschaftswissen.ch). Die Studierenden (n=46) bewerten dieses didaktische Szenarium als positiv. In der Lightning Session werden die Beispiele Politikzyklus und nachhaltige Raumentwicklung gezeigt, welche für Schüler:innen elementarisiert (Duit et al. 2012) sowie lebensweltbezogen (Kalcsics u. Wilhelm 2017) dargestellt werden. Diese Beispiele liefern einen Diskussionsbeitrag, wie Mündigkeit und Visionsfähigkeit mithilfe des didaktischen Doppeldeckers bei Lehramtsstudierenden und ihren künftigen Schüler:innen gefördert werden kann und wo Grenzen sind. Ebenfalls kann über das Potenzial interinstitutionell entwickelter Open Educational Resources nachgedacht werden.