Wie lässt sich Klimakompetenz messen? Entwicklung eines Kompetenzstrukturmodells zur Erfassung von Klimakompetenz am Ende der Sekundarstufe I

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 3.107
Autor*innen
Magdalena Stadler (PH Freiburg)
Stephan Schuler (PH Ludwigsburg)
Monika Martin (PH Freiburg)
Jennifer Stemmann (PH Freiburg)
Werner Rieß (PH Freiburg)
Josef Künsting (PH Freiburg)
Kurz­be­schreib­ung
Vorgestellt wird ein Kompetenzstrukturmodell, das als Grundlage für die Entwicklung eines Kompetenztests zur Erfassung der kognitiven Facetten von Climate Literacy am Ende der Klassenstufe 9 dient. Es setzt sich aus den zwei Dimensionen Inhalte und Kompetenzbereiche zusammen.

Abstract

Das übergeordnete Ziel schulischer Klimabildung ist die Förderung einer Climate Literacy (Klimagrundbildung), die Menschen zu einer erfolgreichen Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen im Zusammenhang mit dem Klimawandel befähigt. Climate Literacy umfasst Kenntnisse und Fähigkeiten zum Klimawandel (Klimakompetenz) in Kombination mit motivational-affektiven Orientierungen, um Problemlösungen und Handlungen mit Relevanz für den Klimawandel zu ermöglichen.

Der Klimawandel wird bisher zu wenig im Bildungssystem adressiert (Siegmund et al. 2021; Adamina et al. 2018). Um diesem Defizit zu begegnen, sollte zunächst der aktuelle Stand der Klimabildung an Schulen, konkret das Vorhandensein und Ausmaß von Climate Literacy bei Schüler*innen, ermittelt werden, um daraus Ansatzpunkte für Maßnahmen ableiten zu können. Das Konstrukt der Climate Literacy wurde in der empirischen Bildungsforschung bisher jedoch wenig in den Blick genommen und sollte aus der Perspektive naturwissenschaftlicher sowie sozial- und geisteswissenschaftlicher Fächer bestimmt werden.

Aufbauend auf bisherigen Ansätzen der Konzeptualisierung von Climate Literacy (z. B. USGCRP 2009), unter Einbezug des aktuellen Stands der Fachwissenschaften sowie anknüpfend an bestehende Kompetenzkonzepte (z. B. Scientific Literacy, Schlüsselkompetenzen der BNE) wurde im Projekt ProBiKlima ein Kompetenzstrukturmodell entwickelt. In einem diskursiven und interdisziplinären Prozess mit Fachdidaktiker*innen aus neun Fachbereichen wurden elementare Kenntnisse und Fähigkeiten für einen verantwortlichen Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels herausgearbeitet. Das Ergebnis bildet ein zweidimensionales Kompetenzmodell:

  1. Dimension: Inhalte

Es wurden zwölf Basiskonzepte der Climate Literacy formuliert, die unter die vier Inhaltsbereiche (1) Naturwissenschaftliche Grundlagen, (2) Ursachen und (3) Folgen des Klimawandels und (4) Handlungsoptionen und -barrieren subsumiert werden können. Diese wurden im Rahmen einer Expert*innenbefragung validiert.

  1. Dimension: Kompetenzbereiche

Die vier Kompetenzbereiche (1) Umgang mit Fachwissen, (2) Gewinnung und Beurteilung von Erkenntnissen, (3) Information und Kommunikation und (4) Normative Bewertung sind die Ausdifferenzierung des konkreten Umgangs mit den Inhalten.

Das Kompetenzstrukturmodell bildet die Grundlage für einen Kompetenztests zur Erfassung der kognitiven Facetten von Climate Literacy am Ende der Klassenstufe 9. Es wurde in einem psychometrischen Test mit ca. 170 Teilaufgaben operationalisiert und an einer Stichprobe von 353 Schüler*innen (M = 15,9 Jahre) in Baden-Württemberg im Booklet-Design pilotiert. Für den Beitrag ist geplant, neben dem Kompetenzstrukturmodell auch erste Ergebnisse seiner für Sommer 2023 angesetzten empirischen Validierung (nach Item Response Theorie) vorzustellen.