Wissenskooperationen als Beitrag zur kooperativen Stadt- und Regionalentwicklung

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Editha Marquardt (Universität Heidelberg)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag thematisiert kooperative Stadt- und Regionalentwicklung anhand der Zusammenarbeit städtischer Akteur*innen und Wissenschaftseinrichtungen in Wissenskooperationen, in denen langfristig an einer gemeinsamen Standortentwicklung gearbeitet wird.
Schlag­wörter
Stadtentwicklung, kooperativ, Hochschulen, wissensbasiert, Netzwerke

Abstract

Klimaschutz, Mobilitätswende, wachsende soziale Ungleichheiten und andere „wicked problems“ stellen Städte und Regionen heute vor große Aufgaben. Um die Komplexität dieser Herausforderungen zu bewältigen, ist ein gemeinsames Agieren von Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft im Sinne der Quadruple Helix (Carayannis & Campbell 2009) notwendig. In diesem Zusammenhang hat sich die Rolle von Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen in der Stadt geändert. Sie sind nicht nur aufgefordert, sich durch Wissens- und Technologietransfer stärker in ihrer Stadt zu engagieren, sondern werden zunehmend als wichtiger Player der Stadtentwicklung wahrgenommen (Addie et al., 2015). Durch ihren zunehmenden Flächenbedarf, durch Auswirkungen auf Verkehrsaufkommen und Wohnungsmarkt sowie durch die Rolle als wichtiger Arbeitgeber sind sie ein wichtiger Part kooperativer Stadtentwicklung.

Dies zeigt sich an der zunehmenden Zahl von Wissenskooperationen in den letzten Jahren (Marquardt & Gerhard 2021), in denen Hochschulen, Stadtverwaltung, wissensintensive Unternehmen und andere Akteur*innen langfristig an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Die Stadt attraktiv machen für kluge Köpfe und Investor*innen, den eigenen Standort weiterentwickeln und damit zugleich die beteiligten Institutionen fördern sind Motivationen für die Gründung einer solchen Wissenskooperation. Um diese dynamischen Netzwerke dann langfristig zu implementieren und wirksam zu machen, müssen unterschiedliche Zielvorstellungen, Arbeitsweisen und Funktionslogiken der beteiligten Organisationen berücksichtigt werden (Marquardt & Krug 2023).

Der vorgesehene Beitrag gibt zunächst einen Einblick in die Verbreitung und Rolle von Wissenskooperationen in deutschen Städten. Anhand von Case Studies werden Motivation und Zielsetzungen, förderliche Rahmenbedingungen und Organisation tiefergehend analysiert. Auch wenn die Wichtigkeit einer kooperativen Stadtentwicklung erkannt wird, gelingt es nicht immer, sie zu institutionalisieren. Deshalb wird abschließend auf die Frage eingegangen, wie die Implementierung von Wissenskooperationen unterstützt werden kann. Dazu werden Resultate aus einer transdisziplinären Workshopreihe an drei Standorten einbezogen.

Addie, J.-P.D., Keil, R. & Olds, K. (2015). Beyond Town and Gown. Universities, territoriality and the mobilization of new urban structures in Canada. Territory, Politics, Governance 3(1), 27–50.

Carayannis, E. & Campbell, D.F.J. (2009). ‘Mode 3’ and ‘Quadruple Helix’. Toward a 21st century fractal innovation ecosystem. International Journal of Technology Management 46(3-4), 201-234.

Marquardt, E. & Gerhard, U. (2021). „Town and Gown“. Reallabore als Experimentierfeld kritischer Transformationsforschung in der urbanen Gesellschaft. Speyrer Arbeitshefte 249. Speyer.

Marquardt, E. & Krug, M. (2023). Wissenskooperationen für Wissenstransfer. Eine Falluntersuchung in Mainz und Karlsruhe. Beiträge zur Hochschulforschung (Im Druck).