Zu Risiken und Nebenwirkungen von Forschung: Forschungspraktiken in der Naturgefahren und Risikoforschung im Globalen Süden

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Eva Posch (Universität Innsbruck)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitragt zeigt auf, wie nicht-akademische Akteur*innen in Naturgefahren- und Risikoforschung in Nepal eingebunden wurden und reflektiert kritisch die eigenen partizipativen Forschungserfahrungen.

Abstract

Das Interesse an partizipativen und transdisziplinären Forschungspraktiken ist in den letzten Jahren stark gestiegen (D’Este et al., 2018). Diese Entwicklung ist vor allem in Forschungsbereichen zu beobachten, die sich mit komplexen Problemen der Mensch-Umwelt-Forschung befassen und eine integrative Perspektive erfordern (Belcher et al., 2019; Wiek et al., 2014). Auch in der Naturgefahren- und Risikoforschung wird die Einbeziehung nicht-akademischer Akteur*innen in unterschiedliche Stadien der Forschung als vielversprechende Strategie angesehen (Paul et al., 2019). Vor allem in Ländern des Globalen Südens erhofft man sich dadurch die oftmals begrenzte Datenverfügbarkeit besser zu bewältigen, sowie die Relevanz, Nutzung und Wirkung von Forschung zu erhöhen (D’Este et al., 2018). Doch die Art und Weise wie Forschung betrieben wird und wie sich die Forschungsbeziehung zwischen akademischen und nicht-akademischen Akteur*innen gestaltet, hat großen Einfluss ob Forschung positive Auswirkungen und Effekte generieren kann (Pärli, 2023).

Im Zuge des Projekts „ImSer - The impacts and unintended side-effects of doing research on natural hazards and disaster risk“ – gefördert vom österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung – beleuchte ich, welche beabsichtigten und unbeabsichtigten Auswirkungen die Beteiligung an wissenschaftlicher Forschung erzeugen kann. Dabei beziehe ich mich auf das Beispiel der Naturgefahren- und Risikoforschung in Nepal und untersuche in einem ersten Schritt anhand einer systematischen Literaturanalyse wie sich Forschungsbeziehungen zwischen akademischen und nicht-akademischen Akteur*innen gestalten. Die Ergebnisse zeigen, wie nicht-akademische Akteur*innen in den Forschungsprozess eingebunden wurden, welche Muster sich in bestehenden Studien erkennen lassen, und warum die Ausgestaltung vermeintlich partizipativer Forschungspraktiken oftmals extraktiven Charakter besitzen.

Neben diesem ersten Projektfazit, beleuchte ich meine eigenen Erfahrungen in kollaborativen Projekten im Bereich der Naturgefahren- und Risikoforschung in Nepal, Sri Lanka, Namibia und der Dominikanischen Republik; reflektiere den eigenen Umgang mit (partizipativen?) Forschungspraktiken; und versuche meine eigene Rolle als Forschende des Globalen Nordens in internationalen Forschungsprojekten im Globalen Süden zu dekonstruieren.