Zukünftige Wasserkonflikte in Deutschland: Partizipative Modellierung und Planspiele zum Umgang mit Unsicherheit und Komplexität

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 1.105
Autor*innen
Hannah Kosow (Universität Stuttgart)
Janina Moschner (Universität Stuttgart)
Simon Brauner (Forschungszentrum Jülich)
Anja Brumme (TU Bergakademie Freiberg)
Fabian Hölzlberger (TU Bergakademie Freiberg)
Dirk Rübbelke (TU Bergakademie Freiberg)
Stefan Vögele (Forschungszentrum Jülich)
Wolfgang Weimer-Jehle (Universität Stuttgart)
Kurz­be­schreib­ung
In Folge des Klimawandels werden auch in Deutschland zukünftig verstärkt Konflikte um die Nutzung, die Verteilung und den Schutz von Grund- und Oberflächenwasser erwartet. Mit Hilfe von partizipativer Modellierung und Planspielen untersuchen wir zukünftige Umfeldfaktoren und Akteursstrategien in ihren Wechselwirkungen.
Schlag­wörter
Wasser, Konflikt, Planspiel, Szenarien, Policy Mixe

Abstract

Hitzewellen, Trockenheit, sowie Starkregenereignisse sind in Deutschland bereits heute als Folge des Klimawandels zu spüren. Diese Phänomene werden sich in Zukunft noch verstärken. Daher ist im ursprünglich wasserreichen Deutschland – zumindest lokal und saisonal – mit Wasserknappheit zu rechnen. Dies kann bestehende Nutzungskonkurrenzen zwischen Industrie, Wasserwirtschaft/Privathaushalten, Landwirtschaft und Ökosystemen verschärfen oder neue Konflikte um die Nutzung, die Verteilung und den Schutz von Oberflächen- und Grundwasserressourcen schaffen. Wir fragen: Welchen Einfluss werden zukünftige Rahmenbedingungen wie der Klimawandel auf Wasserkonflikte und deren Governance in Deutschland haben? Wie werden diese Rahmenbedingungen wahrgenommen und welche Strategien und Maßnahmen sehen verschiedene Akteursgruppen? Wie könnten sich zukünftige Strategien und Entscheidungen verschiedener Akteur*innen – und das Zusammenspiel dieser Policies – auf Konfliktsituationen auswirken? Welche Kombinationen von Ansätzen (Policy-Mixe) könnten zukünftige Wasserkonflikte unter verschiedenen Szenarien verschärfen oder entschärfen?

Wir werden diese Fragen mit potentiell betroffenen und interessierten Akteur*innen in einem inter- und transdisziplinären Ansatz untersuchen. Die mit der Thematik verbundene Unsicherheit und Komplexität wollen wir durch eine semi-qualitative Systemanalyse greifbar machen. Die Cross-Impact-Balance-Analyse (CIB) unterstützt hierzu gleichzeitig die Konstruktion von qualitativen Zukunftsszenarien und das Policy-Design. Wir werden CIB – und das ist eine Innovation – in Form von partizipativer Modellierung mit lokalen und externen Expert*innen anwenden und ein Planspiel (Webanwendung) entwickeln. Dieses soll Akteur*innen dabei unterstützen, Wasserkonflikte zu antizipieren, Folgen eigener und fremder Entscheidungen zu veranschaulichen und konfliktmindernde Strategien unter zukünftiger Unsicherheit zu entwickeln. Zu diesem Zweck erstellen wir derzeit drei Fallstudien, die die Vielfältigkeit möglicher zukünftiger Wasserkonflikte beleuchten: Modul A „Zielkonflikte in einem Flusseinzugsgebiet“ (Fokus auf Industrie, Stadtentwicklung und Stauseen); Modul B „Konflikte der Bewässerung“ (Fokus auf steigenden Wasserbedarf von Landwirtschaft und städtischem Grün); Modul C „Wasserkonflikte in Großprojekten“ (Fokus auf den Kohletagebau in einem grenzüberschreitenden Rahmen).

Im Ergebnis soll aus den drei modularen CIB-Modellen ein Abbild der Strategien und Handlungsoptionen verschiedener Akteure und ihrer Wechselwirkung erstellt werden. Durch das Planspiel werden entsprechende Policy-Mix-Szenarien abgeleitet. Schließlich planen wir fallübergreifende Systemanalysen zu zukünftigen Wasserkonflikten in Deutschland, welche aufzeigen, wie vielschichtig Gesellschaft und Wasser in möglichen Strategien der Konfliktminderung und unter verschiedenen Szenarien des Klimawandels und anderen unsicheren Kontexten verbunden sind.