Zum Pendeln aufs Rad? Hebelpunkte für den Ausbau fahrradfreundlicher Infrastruktur zwischen Stadt und Umland am Beispiel der Region Darmstadt

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 2.109
Autor*innen
Vivien Katharina Albers (Hochschule RheinMain)
Karin Bugow (Hochschule Darmstadt)
Kurz­be­schreib­ung
Das Projekt untersuchte Hemmnisse und Anreize im Ausbau der überörtlichen fahrradfreundlichen Infrastruktur in der Region Darmstadt. In einem transdisziplinären Prozess entwickelte es darauf aufbauend Handlungsmöglichkeiten der Kommunen und unterstütze die Netzwerkarbeit der Kommunen.
Schlag­wörter
Radverkehrsförderung, Stadt-Umland Mobilität, Überkommunale Radinfrastruktur

Abstract

Der nationale Radverkehrsplan 3.0 des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (NRVP) aus dem Jahr 2021 definiert das „Fahrrad-Pendlerland“ Deutschland als Leitziel: Sowohl der tägliche Arbeitsweg als auch Dienstwege während der Arbeitszeit sollen vermehrt mit dem Rad zurückgelegt werden. Durch die zunehmende Nutzung von Elektro-Fahrrädern (Pedelecs) liegt das Potential des Fahrrads als umweltfreundliches Verkehrsmittel nicht nur im städtischen Raum, sondern auch im Stadt-Umland Kontext. Dieses Potential gilt es mit gezielter Radverkehrsförderung für die Mobilitätswende zu nutzen.

Durch den Anstoß verschiedener Radentscheid-Initiativen setzten sich in vergangenen Jahren viele deutsche Großstädte ambitionierte Ziele für die Radverkehrsförderung und begannen, diese umzusetzen. Damit Deutschland Fahrradland – und Fahrradpendlerland – werden kann, scheint jedoch auch ein Blick auf Städteregionen mit starken Pendelbeziehungen zwischen Stadt und Umland lohnenswert. Das transdisziplinäre Forschungsprojekt „Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung“ untersuchte daher die Radverkehrsförderung im Umland der Großstadt Darmstadt. Da eine überkommunale fahrradfreundliche Infrastruktur eine grundlegende Voraussetzung dafür ist, dass mehr Menschen zum Pendeln aufs Rad steigen, nahm das Projekt vornehmlich den Ausbau dieser Infrastruktur in den Blick.

Das Projekt hatte einen transdisziplinären Zugang: In Zusammenarbeit mit den wesentlichen Akteuren war das Ziel des Projekts, das Problemfeld zu strukturieren und darauf aufbauend Lösungsansätze zu entwickeln und nach Möglichkeit zu erproben. Im Rahmen einer interdisziplinären Institutionenanalyse wurden zu-nächst Anreize und Hemmnisse im Ausbau der überörtlichen fahrradfreundlichen Infrastruktur bestimmt und darauf aufbauend Handlungsmöglichkeiten erarbeitet. Mehrere transdisziplinäre Workshops griffen die Ergebnisse der Analyse auf und diskutierten mögliche Ansatzpunkte für Veränderungen.

Die Analyse der Anreize und Hemmnisse für den Ausbau der Radinfrastruktur ergab: Umsetzungsstaus, Kommunikations- und Koordinationsdefizite in der interkommunalen Zusammenarbeit, die Aufgabenvielfalt der kommunalen Beschäftigten und mangelnde politische Priorisierung hemmen derzeit den Ausbau der fahrradfreundlichen Infrastruktur. Mögliche Ansatzpunkte für Veränderungen liegen jedoch nur teilweise im Kompetenzbereich der Kommunen. Netzwerkarbeit zwischen den Kommunen können Handlungsdruck und -fähigkeit der Kommunen jedoch erhöhen. Regelmäßige Treffen fördern die Rechenschaftspflicht, begünstigen interkommunale Verwaltungsbeziehungen, beschleunigen Absprachen und bereichern den Erfahrungs- und Informationsaustausch.