Zum Verhältnis von Planetaren Denken und Bildung für nachhaltige Entwicklung
Abstract
Ausgangspunkt des Beitrags ist der Ansatz des Planetaren Denkens von Dipesh Chakrabarty. Für Chakrabarty besteht zwischen „dem planetarischen Denken und dem Denken in Kategorien wie Welt, Erde und Globus […] ein fundamentaler Unterschied, denn diesen Kategorien ist gemeint, dass sie sich, wenn auch auf verschiedene Weise, primär auf den Menschen beziehen. Der Globus ist ein Produkt menschlicher Institutionen und Technologie […]. Den Planeten zu begegnen heißt eine Entität zu begegnen, die menschliche Existenz erst ermöglicht – und der dies Existenz dennoch vollkommen gleichgültig ist“ (Chakrabarty 2020, 25). Der „Unterschied zwischen dem Globalen und dem Planetarischen“ lassen sich „am besten anhand von Nachhaltigkeit und Habitabilität erklären“ (ebd., 37), ohne dass das globale und das planetare Denken sich gegenseitig ausschließen (ebd., 42).
Der Beitrag baut zentral auf den Ausführungen Chakrabartys auf und diskutiert mögliche Konsequenzen entlang des weltweit zentralen theoretischen BNE Konzepts der UNESCO (Rieckmann 2017) wie auch Konsequenzen für die empirische Forschung, entlang eines Unterrichtstranskripts einer Geographiestunde (K. A. 2010).
Bezüglich der ausgewählten, theoretischen BNE-Konzeption wird argumentiert, dass der Ansatz des Planetaren Denkens das Potenzial hat diese fundamental zu transformieren, ohne die besondere Verantwortung des Menschen zu negieren.
Die Frage, welche Konsequenzen der Ansatz des Planetaren Denkens für (qualitative) empirische Bildungsforschung hat, wird entlang ausgewählter Passagen eines Unterrichtstranskripts einer Geographiestunde verhandelt. Hierbei wird sich die grundsätzliche forschungsmethodologische Frage nach der Werturteilsfreiheit (Ritsert 2009) empirischer Forschung aufdrängen, die sich ergibt, wenn das Planetare Denken als Ausgangspunkt und zentrale Perspektive für die Forschung gewählt wird.
Zum Abschluss des Beitrags werden offene Forschungsfragen skizziert, die für die Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Geographiedidaktik aus der Argumentation emergieren. Es wird sich zeigen, dass diese Fragen von einer Qualität sind, die als emphatische Fragen der Bildung im weiten Sinne aufzufassen sind und echte Probleme darstellen.
Literatur
Chakrabarty, Dipesh. 2020. «Der Planet als neue humanistische Kategorie» In Gesellschaftstheorie im Anthropozän, hrsg. von Frank Adloff & Sighard Neckel, 23-54. Frankfurt: Campus Verlag.
K., A. 2010. Unterrichtstranskript einer Geographiestunde an einem Gymnasium (6. Klasse). Stundenthema: “Wetter, Klima”. PDF-Dokument (1 Datei), 9 Seiten, URL: https://archiv.apaek.uni-frankfurt.de/1822
Rieckmann, Marco. 2017. Education for Sustainable Development Goals: Learning Objectives. Paris, France: UNESCO Publishing.
Ritsert, Jürgen. 2009. Einführung in die Logik der Sozialwissenschaften. Eigenverlag.